Auf Einladung von Nationalratspräsident Martin Candinas besuchten zwölf Sternsingerkinder aus verschiedenen Sprachregionen der Schweiz am 13. Dezember das Bundeshaus – erstmals wieder nach vierzehn Jahren. «Es war mega cool», sagt die 10-jährige Fiamma. «Sowas bekommt man nicht jeden Tag zu sehen», meint ihr Kollege Severin, 12 Jahre alt. Philippa, 13, hat das viele Holz an Boden und Wänden des Bundeshauses beeindruckt. Die drei bilden zusammen mit Lara, 13, die Delegation der Deutschschweiz beim Besuch der Sternsingerkinder im Bundeshaus in Bern.
Mützen unter den Kronen
Deutlich mehr Königinnen als Könige stapfen durch die verschneiten Strassen Berns zum Bundeshaus. Mützen unter den Kronen und Turbanen, Windjacken über dem goldenen Gewand – Sternsingerinnen sind wettererprobt! Nach dem Sicherheitscheck geht’s zur Generalprobe in einem mit Holz verkleideten Zimmer des Bundeshauses. Während die Nervosität der Begleitpersonen steigt, lauschen die Kinder aus Horgen, Tesserete und Fribourg mit grossen Augen den Liedern der jeweils anderen Sprachgruppen, üben ihre Rollen und Botschaften: Die Balthasare, Melchiore und Kaspare aus jeder Sprachregion verneigen sich gemeinsam. «L’enfant de Bethléem nous dit que le bonheur est un droit pour chacun», (Das Kind aus Bethlehem sagt uns, dass Glück ein Recht für alle ist) sagt der «Gaspar» aus der Romandie. «Gebt reichlich, die ihr Geld habt und Brot, so viele Menschen leiden in Not!», fügt die Horgener Königin Kaspar an.
Für Gerechtigkeit und Frieden
Laut und deutlich sollten sie sprechen, schärft Sonja Lafaro ihnen ein, die beim Hilfswerk Missio für die Sternsinger-Aktion verantwortlich ist. Dann stellen sich die Kinder in der Galérie des Alpes auf. Hier warten ein gutes Dutzend Parlamentarierinnen und Parlamentarier. Der neue Direktor von Missio, Erwin Tanner, erinnert bei der Begrüssung daran, dass auch im Bundeshaus Menschen ein und aus gehen, «die sich für Recht, Gerechtigkeit und Frieden» einsetzen, wie die Sternsingerkinder. Ein Highlight für die Sternsinger sind sicherlich die Worte, die Martin Candinas an sie richtet: «Ich war selber einmal Sternsinger», verrät der Mitte-Nationalrat.
Der Auftritt gelingt nicht ganz so gut wie die Probe, doch die Politikerinnen und Politiker applaudieren, als der sechsjährige welsche Melchior seinen Text doch noch sagt, nachdem seine ältere Kollegin ihn eingeflüstert hat. Das gemeinsame «Gloria in excelsis deo» erklingt jedenfalls voll und strahlend, sodass auch manche der Zuschauenden mit einstimmen.
Berührender Einsatz
«Ein wunderschöner Brauch», sagt die Luzerner Ständerätin Andrea Gmür (Mitte). Sie finde es «berührend, dass sich Kinder für andere Kinder einsetzen», gerade in einem «Schlaraffenland» wie der Schweiz. Für Christine Bulliard-Marbach, Mitte-Nationalrätin aus Freiburg, ist es ein «gutes Vorzeichen, dass die Sternsinger-Kinder heute auch das Friedenslicht aus Bethlehem mitgebracht haben». Denn just am Tag danach werde im Ständerat ihre Motion verhandelt, wonach gewaltfreie Erziehung in der Verfassung festgeschrieben werden soll. Martin Candinas nimmt von der Botschaft der Königinnen und Könige mit, «dass wir an die Interessen der Kinder und der zukünftigen Generationen denken müssen».