Einige orthodoxe Kirchen feiern jetzt am 7. Januar Weihnachten – und schwimmen im Advent nicht in Süssigkeiten, sondern halten Fastenzeit.
Aber zuerst zum Weihnachtsfest: Die orthodoxen Kirchen feiern die Geburt Christi an unterschiedlichen Daten. Die Kirchen, die nach dem gregorianischen Kalender feiern (wie zum Beispiel griechisch-, rumänisch- und bulgarisch-orthodoxe Kirchen) feiern Weihnachten, wie die Christen im Westen, am 25. Dezember. Die orthodoxen Kirchen, die nach dem julianischen Kalender feiern (wie zum Beispiel russisch- und serbisch-orthodoxe Kirchen), feiern Weihnachten 13 Tage später, jeweils am 7. Januar. Die Gläubigen all dieser orthodoxen Kirchen halten vor Weih-nachten – wie auch vor Ostern – eine sechswöchige oder 40-tägige Fastenzeit, die am 1. Weihnachtsfeiertag bzw. mit dem Nachtgottesdienst am Heiligabend endet.
Das Fasten vor Weihnachten wird in den Büchern seit dem 4. Jahrhundert erwähnt, in der heutigen Form stammt es aus dem 12. Jahrhundert. Die orthodoxe Kirche orientiert sich bei ihrer Fastenregel auch heute noch an der Regel der Kirchenväter der ersten Jahrhunderte. Die Art des Fastens wurde zudem auch vom orthodoxen Mönchtum und dem Leben im Kloster beeinflusst. Während der Fastenzeiten wird auf alle tierische Produkte wie Fleisch, Milch und Eier verzichtet. Fisch, Wein und Öl sind an bestimmten Tagen erlaubt. Das orthodoxe Fasten kann daher als vegane Ernährungspraxis bezeichnet werden, der einzige Unterschied ist nur der, dass an bestimmten Tagen Fisch und Meeresfrüchte gegessen werden dürfen.
Das Fasten soll dazu dienen, den Körper, den Geist und die Seele zu reinigen und sich ganz auf Gott zu konzentrieren. Es geht nicht nur um Verzichten auf Nahrungsmittel, sondern um innere Reinigung und geistliche Reifung. Die Gläubigen versuchen, in dieser Zeit öfter zur Kirche zu gehen, Beichten und die Kommunion empfangen sind ein Teil der Adventszeit. Wichtig ist, dass die Gläubigen sich üben, innere Ruhe zu bewahren, das Gebet zu intensivieren, gute Taten zu vollbringen und enthaltsam zu leben. Das ist der tiefere Sinn der Fastenzeit: durch die Veränderung der eigenen Gedanken, Worte und Taten zum Guten hin verbessert sich das Leben.
Die Geburt von Jesus wird auf der Weihnachtsikone gewöhnlich in einer Höhle dargestellt, darin eine rote Bettstatt, auf der die Gottesmutter ruht. Daneben liegt in der Krippe das Kind in Windeln, dahinter stehen Ochs und Esel. Am Himmel sieht man den Stern von Bethlehem, seine Strahlen fallen auf Jesus Christus. Im Bergland sehen wir Engel, die drei Weisen mit ihren Gaben und Hirten. Unten sitzt der nachdenkliche Josef, neben ihm steht ein alter Mann in einem Fell, der den «Geist des Zweifels» symbolisiert.
Während der Weihnachtsfeiertage begrüssen sich die Orthodoxen mit den Worten: «Christus ist geboren – Christus ist wahrhaftig geboren!»