Globalisierungsgeschenke

Welt der Religionen

Globalisierungsgeschenke

Der Döner Kebab ist ein Migrationsprodukt und wurde in Berlin als deutsche Version des türkischen Döners erfunden. Nicht nur beim Essen haben Ein- und Auswanderungsbewegungen neue Produkte und Lebenshilfen hervorgebracht. 

So hat der amerikanische Molekularbiologie Jon Kabat-Zinn in den späten 70er-Jahren eine für den Westen säkularisierte Form des buddhistischen Achtsamkeitstrainings, das «Mindfulness based Stress Reduction Programm» (MBSR) entwickelt. Ein weiteres buddhistisches Globalisierungsprodukt stellt das Bildungsprogramm SEEL (soziales, emotionales und ethisches Lernen) dar, welches weltweit grossen Anklang findet und unter anderem die Resilienz von Kindern und Jugendlichen sowie von Erwachsenen stärkt, um in herausfordernden Situationen das Nervensystem zu beruhigen und in die Selbstregulation zu kommen. 

In der Lehre des Buddhismus ist mit Achtsamkeit Geistesgegenwart als «Besinnung auf den gegenwärtigen Augenblick» gemeint. Das Ziel ist es, destruktiven inneren Zuständen entgegenzuwirken und die Konzentrationsfähigkeit zu unterstützen. Dazu braucht es die Bewusstseinsschulung von vier Wahrnehmungskanälen, welche von Meditationstechniken bzw. Achtsamkeitsübungen unterstützt wird. 

Es ist eine Tatsache, dass die Gelassenheit, Herzlichkeit und Authentizität von buddhistisch geschulten Persönlichkeiten wie dem Dalai Lama viele Menschen inspirieren. Unabhängig von Religionszugehörigkeit, Nationalität und sozialem Hintergrund wollen sie erfahren, wie es der Friedensnobelpreisträger und gleichzeitig auch wichtigste Integrationsfigur Tibets schafft, so entspannt, glücklich und weltoffen zu sein trotz der anhaltenden Repressionen in seiner von China besetzten Heimat Tibet. 

Der Dalai Lama schöpft seine Konzentrationsfähigkeit, Gelassenheit und Klarheit nicht zuletzt aus der buddhistischen Meditationspraxis. Es ist in der Zwischenzeit auch wissenschaftlich erwiesen, dass regelmässiges Meditieren eine positive Wirkung hat. Auf der körperlichen Ebene wachsen durch diese Praxis beispielsweise Hirnareale, welche zuständig sind für Körperwahrnehmung und Bewegungssteuerung, Gefühlsregulation und Umlernen von unangenehmen Erfahrungen, für die emotionale Bewertung von Situationen und Reaktionen, für die Gefühle von Präsenz, Freude und Verbundenheit, für die Fokussierung und Aufrechterhaltung von Aufmerksamkeit sowie für die Regulation der Atmung und des Kreislaufs. 

Meditieren schafft eine Distanz zu schwierigen Situationen und vergrössert damit die Freiheit für das eigene Denken und Handeln. Auf der Verhaltensebene verbessert die Meditationspraxis zwischenmenschliche Beziehungen, weil sie Empathie und Hilfsbereitschaft fördert.

Ich teile diese Globalisierungsgeschenke in meiner täglichen Arbeit in Schule und Bildung und wachse selbst daran. Das nennt sich Wandel und Entwicklung, oder?

Text: Karma Lobsang