Steinlabyrinth beim Grossmünster eingeweiht

Labyrinthplatz Zürich

Steinlabyrinth beim Grossmünster eingeweiht

Nach 32 Jahren endlich vollständig: Zum Frühlingsanfang am 21.  März wurde die zweite Hälfte des ursprünglichen Labyrinth-Projektes, das Steinlabyrinth auf dem Grossmünsterplatz, eingeweiht.

Seit 1991 blüht das Pflanzenlabyrinth auf dem Zeughaushof. Ein Verein pflegt, bepflanzt und bespielt mit vielen Veranstaltungen diese Oase mitten in Zürich. Wie das Pflanzenlabyrinth hat auch das neue Steinlabyrinth die klassische Form, sieben Umgänge ohne Sackgassen und Irrgänge – ein Kulturzeichen, das Jahrtausende alt und auf allen Kontinenten in Gebrauch ist.

«In der neuen Frauenbewegung der 70er- und 80er-Jahren wurden die Wurzeln des Labyrinthes als Frauenkraftorte wiederentdeckt», erzählt Alt-Stadträtin Monika Stocker, von Beginn an beim Labyrinth-Projekt mit dabei. Im Zusammenhang mit der 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft 1991 reichte eine Gruppe Frauen im Kanton Zürich das Projekt von zwei Labyrinthplätzen, einem «pflanzlichen» und einen «steinernen», in den Fest-Projektpool ein. Ersterer wurde relativ rasch im Zeughausareal ermöglicht, obwohl es schon damals heftige Debatten darüber gab: «Ein Labyrinth störe, es sei heidnisch, es passe nicht in eine moderne Stadt usw.», erinnert sich Monika Stocker. Vielleicht deshalb dauerte es ganze 32 Jahre, bis der zweite Teil des Projektes, das Steinlabyrinth, realisiert werden konnte. Die kleine Eröffnungsfeier schlug keine grossen Wellen und wurde kaum wahrgenommen. «Während drei Jahrzehnten rechnete man wohl nicht mit der Hartnäckigkeit von Frauen, die mit neuem Schwung jetzt ihr Ziel erreicht haben und darauf stolz sein dürfen», meint Monika Stocker. Als ehemalige Sozialvorsteherin ist sie besonders stolz darauf, dass es den aktiven «Labyrinthfrauen» auf dem nicht unproblematischen Zeughausareal gelungen ist, die verschiedenen Benutzerinnen und Benutzer «zu stabilisieren und ein friedliches Nebeneinander zu ermöglichen».

Während das eine Labyrinth lebt, blüht und bearbeitet wird, ruht das neue steinerne Labyrinth vor dem Grossmünster und lädt ein zur Meditation, zum Abgehen des kürzeren oder längeren Weges und zur Erfahrung: «Überspringen, abkürzen geht nicht. Ich muss den Weg zu Ende gehen – hinein in die Tiefe und wieder genauso sorgfältig hinaus in die Welt», sagt Monika Stocker. «Ich bin glücklich, dass unsere Stadt beide Labyrinthe beherbergt. Sie tun unserer Stadt gut.»

Text: Beatrix Ledergerber