In der Beziehung

Nähe und Abstand im Schlafzimmer

mit Christina und Daniel Burger, Ehepaar

«Sei vorsichtig, wenn du heute Nacht ins Schlafzimmer kommst. Ich habe unsere Betten umgestellt.» So lese ich auf meinem Handy, auf der Rückfahrt von einer Weiterbildung. Ich bin müde und freue mich auf zuhause, auf meinen Mann und mein Bett. 

Als ich im Dunkeln leise ins Schlafzimmer komme, weil ich ihn so spät nicht wecken will, taste ich mich vorsichtig voran. Mein Schienbein schlägt an etwas, was da vorher noch nicht gestanden hat, und ich begreife, was er mir mit dieser Warnung sagen wollte. Was einmal ein ganz normales Ehebett war, steht nun hochkant als Raumteiler im Schlafzimmer. Zum Schlafen nicht mehr geeignet. Gott sei Dank gibt’s die Matratze noch, die nun mit der meines Mannes über Eck liegt. 

«Ich wollte mal etwas anderes», erklärt er mir am nächsten Morgen. Und es folgt eine spannende Diskussion über unsere Liebe und die beiden Pole von Beieinandersein und Bei-sich-Sein. Vor 20 Jahren wäre es für uns undenkbar gewesen, nicht eng beieinander einzuschlafen. Jetzt weckt das Älterwerden auch das Bedürfnis in uns nach Freiraum.

Wir beschliessen, die Idee weiterzuverfolgen, und kaufen just an unserem Hochzeitstag zwei einzelne Betten, um sie übers Eck zu stellen. Um die Gemeinsamkeit auch weiterhin zu ermöglichen, beschliessen wir, jeweils ein grösseres Bett zu nehmen, so dass wir uns gegenseitig besuchen können. Könnte prickelnd werden, mal wieder die Frage zu stellen: «Gehen wir zu dir oder zu mir?»

Als die neuen Betten geliefert werden, merken wir aber schnell, dass der Raum mit diesen beiden Riesenbetten unpraktisch wird. Was uns im Möbelhaus ideal erschien, erwies sich in der Realität als klobig. So stellen wir die beiden Betten wie zuvor das gemeinsame alte Bett nebeneinander. Insgeheim bin ich dann doch erleichtert, dass die Nähe weiterhin auch räumlich gewahrt bleibt. Das erste Probeliegen zeigt, dass auch so jedem von uns genügend Eigenraum bleibt. «Das sind keine Betten», rutscht es mir raus, «das sind zwei Raumschiffe.» Von nun an grüsse ich jeden Abend aus Raumschiff eins rüber zu meinem Mann ins Raumschiff zwei. 

Ich bin froh um diese Geschichte. Dankbar auch, dass wir beide uns nicht von der Gewohnheit bestimmen lies-sen, sondern uns zugestanden haben, dass wir nicht nur am Tag, sondern auch in der Nacht unseren Eigenraum brauchen. Auch eine Liebesgeschichte trägt Dynamik in sich und ab und an tut es gut, Gewohnheiten aufzubrechen und sich überraschen zu lassen.

Text: Christina Burger-Müller