Unsere ersten beiden Kinder, Zwillinge, kamen 2016 zu früh auf die Welt und verstarben kurz nach der Geburt. Für uns Eltern war dies eine unfassbare Trauer, die nicht in Worte zu fassen ist. Seit dem Tod unserer Zwillinge gehören sie zu unserer Familie. Wir reden von ihnen und sie sind in unseren Alltag integriert – nicht schwermütig, sondern positiv. Wir stellen uns oft vor, wie sie da oben mit den anderen Kindern Schabernack treiben und auf den Wolken umherspringen.
Wir hatten das grosse Glück, im 2018 nochmals Eltern von einem Buben und im 2020 von einem Mädchen zu werden. Beide Kinder sind von klein auf immer dabei, wenn wir das Grab von A. & N. auf dem Friedhof besuchen, und wir haben ihnen schon als Säuglinge von ihren Geschwistern im Himmel erzählt. Irgendwann kamen die ersten Fragen vom Buben. Ob seine Geschwister im Himmel im Sommer auch nur eine Glace pro Tag bekommen und ob sie nach dem Spielen auch immer aufräumen müssen. Einmal fragte er mich auch, wie sie denn in den Himmel gekommen sind und wo sie die Flügel abholen mussten. Fragen, die mir ein Lächeln auf die Lippen zauberten und einfach zu beantworten waren.
Als der 6. Himmelsgeburtstag von unseren Zwillingen sich näherte, haben wir im Vorfeld oft darüber geredet. Unser Sohn (in der Zwischenzeit 5-jährig) stellt je länger, je mehr konkrete Fragen dazu – nicht mehr nur solche, die einfach und mit ein bisschen Fantasie zu beantworten sind. So fragte mich mein Sohn im Auto, wann Papi und ich sterben würden. Diese Frage fühlte sich -eigenartig an, aber nachvollziehbar. Meine Antwort darauf lautete, dass das nur der liebe Gott wisse. Um unseren Buben nicht zu verunsichern oder gar zu verängstigen, erklärte ich ihm, dass wir sehr alt werden können, sofern wir nicht schwer erkranken. Mit dieser Antwort gab er sich zufrieden.
Doch dann kam die nächste, die mich zuge-gebenermassen kurz überforderte. Er fragte mich – immer noch im Auto – ob ich denn nicht gerne sterben würde, da ich dann bei A. & N. im Himmel wäre. Zuerst musste ich diese Frage verdauen und mir überlegen, wie ich darauf reagieren soll. Und schon tönt es vom Hintersitz: «Säg Mami.» Und so erwiderte ich ihm auf diese Frage folgendermassen: Ich würde mich sehr freuen, A. & N. irgendwann wiederzusehen. Jetzt möchte ich aber noch ganz viel Zeit mit ihm und seiner Schwester hier auf dieser Erde verbringen. Das war für ihn einleuchtend.
Als wir dann am Geburtstag unserer Zwillinge zusammen das Grab besuchten und anschliessend zuhause Kuchen gegessen haben, stellte unsere bald 3-jährige Tochter die erste Frage: «Wo isch A. & N.?» Eine berechtigte Frage, zumal die «Geburtstagskinder» nicht am Tisch sassen und keinen Kuchen assen.