Wie Pink zur «Mädchenfarbe» wurde

«Barbie» im Kino

Wie Pink zur «Mädchenfarbe» wurde

Lange stand Rot für Männlichkeit – das marianische Blau für Weiblichkeit. Die Plastikpuppe Barbie hat diese Farbensymbolik gehörig durchgeschüttelt.

Sogar der Strand strahlt im neuen «Barbie»-Film in Rosa. «Ich wollte, dass die Rosatöne sehr hell sind und dass alles fast zu viel ist», zitieren US-Medien Regisseurin Greta Gerwing, die damit angeblich beim Farbhersteller für Lieferengpässe sorgte. «Ich wollte nicht vergessen, was mich als kleines Mädchen an Barbie so begeistert hat.»

Fest steht, dass die Plastikpuppe eine wichtige Rolle in der Geschichte der Farbe Rosa spielt. Glaubt man der Kunst- und Modehistorikerin Hayley Edwards-Dujardin, hat Barbie, die seit 1959 in einer grell pinkfarbenen Verpackung den Spielzeugmarkt eroberte, wesentlich dazu beigetragen, die vermeintlich naturgegebene Zuordnung von Rosa als «weiblich» und Blau als «männlich» festzuschreiben.

Zuvor galten gerade Rot und Rosa vielfach auch als «männliche» Farbe: verbunden mit Kraft, Aktivität und Aggressivität sowie Blut, Eros und Kampf. Ein sanftes Blau wurde demgegenüber als Farbe Marias interpretiert und mit Weiblichkeit in Verbindung gebracht, schreibt Edwards-Dujardin in ihrem im Frühjahr erschienenen Buch «Rosa – von Botticelli bis Christo».

Ein genauerer Blick auf die Kunst und Malerei der Jahrhunderte zeigt, dass Rosa durchaus beiden Geschlechtern zugeordnet wurde. Seit der barocken Malerei wurden Rosa-Töne dazu verwendet, menschliche Haut darzustellen – und damit auch Wärme, Eifersucht und Begierde.

Seit dem 17. Jahrhundert etwa wurde rosa Kleidung unter adeligen Männern sehr beliebt, insbesondere im Rokoko. König Heinrich der IV. von Frankreich beispielsweise ist 1606 auf einem Gemälde in einem pinken Gewand zu sehen. «Rosa steht hier für Politik und Diplomatie», schreibt Edwards-Dujardin. Während Rot für Macht durch Gewalt stand, bedeutete Rosa Macht gepaart mit Mitmenschlichkeit und diplomatischem Geschick.

Mit der Farbe Rosa das Unsichtbare sichtbar zu machen, war Ziel der Künstlerinnen und Künstler des Impressionismus. Es gehe ihm darum, «die Schönheit der Luft» zu malen, sagte Claude Monet mit Blick auf seine Sonnenuntergänge. Rosa als Ausdruck tiefer Empfindungen: Der Expressionismus nutzte Abstufungen des Farbtons, um die eigenen Innenwelten darzustellen.

In der christlichen Bildsprache spielt Rosa eine eher geringe Rolle. Es steht für Vorfreude und Hoffnung. Katholische Priester legen an gewissen Orten nur zweimal im Jahr ein rosafarbenes Gewand an: am 3. Sonntag im Advent und am 4. Fastensonntag. Mitten in den Buss- und Fastenzeiten vor Weihnachten und Ostern scheint schon einmal die Freude des Hochfestes durch.

Text: Christoph Arens, kna/kath.ch