Kennen Sie das «Stanford-Prison-Experiment»? Dabei wurden im Jahr 1971 in den USA Studenten angeheuert, um zu erforschen, wie sich Menschen in einem Gefängnis verhalten: wenn sie entweder in der Rolle eines Wärters sind oder in der Rolle eines Gefangenen. Bis vor kurzem glaubte ich, das Experiment sei so ausgegangen, wie ich es noch zu Schulzeiten gelernt hatte: Es hätte nicht lange gedauert, da seien jene, die die Wärter gespielt hatten, brutal geworden – und das Experiment hätte wegen der eskalierenden Gewalt abgebrochen werden müssen.
Was tatsächlich passiert ist, lese ich erst dieser Tage: Das Experiment war schlichtweg manipuliert – der Studienleiter hatte Einfluss auf den Verlauf genommen und die Teilnehmenden wiederholt zur Gewalt aufgefordert. Ich lese davon im Buch «Im Grunde gut», in dem der Historiker Rutger Bregman argumentiert und belegt, warum wir Menschen – eben, im Grunde doch gut seien. Ein sehr lesenswertes Buch übrigens.
Ich lasse mich von seinem Inhalt gerne überzeugen. Vor allem deswegen, weil es auch meiner bisherigen konkreten Erfahrung mit Menschen im Grossen und Ganzen entspricht. Ob bei Weiterbildungen, auf Reisen oder auf der Strasse, wie oft treffe ich auf hilfsbereite, freundliche Menschen – und allesamt mir fremde! Jene, die mir weniger gut erscheinen (und davon gibt es zugegebenermassen doch ein paar) sind meist solche, die meinen, irgendwelche Interessen durchsetzen zu müssen – mit und ohne amtliche Würden.