Bischof Bonnemain ermittelt

Katholische Kirche Schweiz

Bischof Bonnemain ermittelt

Vor Veröffentlichung der Missbrauchsstudie wurden Vorwürfe gegen Bischöfe und weitere Kleriker bekannt.

Sechs Bischöfe, davon vier amtierende und zwei emeritierte, sollen aktiv Missbrauchsfälle vertuscht haben. Einem aktiven Mitglied der Schweizerischen Bischofskonferenz wird selbst Missbrauch eines Minderjährigen vorgeworfen. Dies wurde am 10. September durch den SonntagsBlick bekannt. Aufgrund des medialen Drucks veröffentlichte die Schweizerische Bischofskonferenz daraufhin eine Mitteilung.

Bereits Ende Mai seien diese Vorwürfe in einem Brief gegenüber dem Apostolischen Nuntius der Schweiz, Martin Krebs, erhoben worden, geben die Bischöfe in ihrer Mitteilung zu. Der Nuntius habe, wie die Bischöfe versichern, «den Brief umgehend an die zuständige Behörde in Rom, das Dikasterium für Bischöfe, weitergeleitet.» Für die Ermittlung von Sozialdelikten seien die Polizei und die Staatsanwaltschaft zuständig, daher sei Letztere über die im Brief erwähnten Fälle in Kenntnis gesetzt worden.

Gegen die Vorwürfe des Vertuschens wurde am 23. Juni 2023 eine kirchliche Voruntersuchung eingeleitet, die bis Ende Jahr abgeschlossen sein soll. Das dafür zuständige vatikanische Dikasterium für die Bischöfe hat dazu Bischof Joseph Bonnemain als Untersuchungsleiter eingesetzt. Dieser war von 1989 bis 2021 als Offizial des Bistums Chur mit der Leitung derartiger Untersuchungen und Strafverfahren betraut. Er werde versuchen, «restlos und präzise die Wahrheit herauszufinden», sagte der Churer Bischof Joseph Bonnemain im Interview mit dem «SonntagsBlick».

Der Abt von Saint-Maurice, Jean Scarcella, liess daraufhin verlauten: «Die Ermittlungen betreffen auch einen Vorwurf, der gegen mich erhoben wurde. Ich habe Bischof Bonnemain meine volle Kooperation zugesichert. Um die Unabhängigkeit der Ermittlungen zu gewährleisten, habe ich mich in Absprache mit dem Abteirat und dem Präsidenten der Bischofskonferenz dafür entschieden, mein Amt als Abt von Saint-Maurice bis zum Abschluss der Voruntersuchung ruhen zu lassen.»

Die Westschweizer Anhörungskommission für Opfer von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche (Cecar) kritisiert die Untersuchung der Kirche zu Vertuschungsvorwürfen gegenüber Schweizer Bischöfen. Es sei ein Fehler gewesen, sie dem Bischof von Chur anzuvertrauen, sagt die Cecar-Präsidentin. Bischof Joseph Bonnemain müsse über seine Amtskollegen, die er seit Jahrzehnten kenne, urteilen. «Das ist eine sehr schlechte Lösung», sagte Cecar-Präsidentin Sylvie Perrinjaquet.

Text: pd/kath.ch