Das Abschlussdokument der Weltsynode wurde am 28. Oktober mit deutlicher Mehrheit angenommen. Es haben erstmals nicht nur Bischöfe, sondern auch Frauen und Männer ohne Bischofsweihe stimmberechtigt teilgenommen.
Gewaltenteilung gefordert
Bei den heiss diskutierten Themen «Frauen» und «LGBTQ+» bleiben die Formulierungen vage. Dafür bezieht die Synode beim Thema Missbrauchsaufklärung und -prävention klar Position: Es sollte in Erwägung gezogen werden, die richterliche Aufgabe einem anderen Gremium als den Bischöfen anzuvertrauen, heisst es in Kapitel 12. Mit anderen Worten: Die Weltsynode fordert eine Gewaltenteilung. Weiter soll eine periodische Überprüfung der bischöflichen Arbeit und die Implementation einer «Kultur der Rechenschaftspflicht» eingeführt werden. Mit deutlichen Worten benennt die Weltkirche hier die systemischen Faktoren der Missbrauchskrise und -vertuschung. Die Schweizer Delegation mit Bischof Felix Gmür, Helena Jeppesen-Spuhler und Claire Jonard zeigte sich davon positiv überrascht. «Die Bischöfe weltweit haben verstanden, dass ihnen wegen der Missbrauchskrise das Wasser bis zum Halse steht», sagte Helena Jeppesen-Spuhler an der Pressekonferenz in Rom.
Umstrittene Themen
Kapitel 9 widmete sich explizit den Frauen. Worauf man sich einigen konnte: «Die Kirchen in aller Welt haben den Ruf nach einer stärkeren Anerkennung und Aufwertung des Beitrags der Frauen klar formuliert.» Es müsse künftig diskutiert werden, wie «die Kirche mehr Frauen in bestehende Rollen und Ämter einbeziehen» kann. Und falls neue Ämter für Frauen «erforderlich sind», müsse geklärt werden, «auf welcher Ebene und in welcher Weise».
Nicht einigen konnte man sich in der Frage des Diakonats. Hier gibt das Abschlussdokument die verschiedenen, faktisch unvereinbaren Positionen wieder und verweist auf die noch ausstehenden Ergebnisse der vom Papst eingerichteten Kommissionen. Immerhin sollen künftig entsprechend ausgebildete Frauen in allen kanonischen Verfahren als Richterinnen fungieren dürfen.
Keinen Einzug ins Abschlussdokument fand der Begriff «LGBTQ». Im Kapitel 15 wird anerkannt: «Einige Themen wie die Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung (...) sind nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Kirche umstritten, weil sie neue Fragen aufwerfen.» Daher will man sich weitere Zeit für diese Überlegungen nehmen.
Abschlussberatungen 2024
Auch neue kirchliche Beratungsstrukturen, eine Dezentralisierung der gesamten Kirche und Änderungen im Kirchenrecht werden im Abschlussdokument vorgeschlagen. «Dank der neuen Anordnung von runden Tischen und einer neuen Methode führte das erste Treffen in Rom zu einem intensiven Austausch zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Wie bei den kontinentalen Versammlungen stellten die Teilnehmenden gegenseitiges Zuhören und Respekt für die Meinung der anderen in den Mittelpunkt der Treffen», schreibt die Schweizerische Bischofskonferenz in ihrer Medienmitteilung. Und weiter: «Das zum Abschluss der Synode veröffentlichte Dokument ist ein Zwischenbericht und dient als Arbeitsdokument für die Weltsynode im Oktober 2024.»
Was dort beraten und formuliert wird, kommt als Anregung zu Papst Franziskus, der daraus in einem «Nachsynodalen Schreiben» Entscheidungen treffen kann.