Zwar sprechen die Christen ab dem 4. Jahrhundert vom «Heiligen Land», dennoch bleiben bis ins Hochmittelalter die nüchternen geografischen Namen Judäa, Palästina und Syria für diese Region gebräuchlicher. «Heilig» wird das Land erst durch die persönliche Wallfahrt nach Jerusalem, die als Krönung eines Pilgerlebens gilt.
Dieses «Heilige Land» wollten die Christen mit den Kreuzzügen in Besitz nehmen, wobei es nur vordergründig um den freien Zugang zu den «Heiligen Stätten» ging. Tatsächlich ging es – wie in jedem Krieg auf dieser Welt – um Macht und Fanatismus.
Das Christentum muss sich – wie alle Religionen – immer wieder gegen den Vorwurf wehren, die Religion sei die Wurzel des Fanatismus. Wer glaubwürdig dagegen argumentieren will – und es gibt gute Argumente –, der sollte auf den Begriff «Heiliges Land» verzichten. Wer ein Territorium in den Himmel hebt, der bereitet gleichzeitig masslosen Emotionen den Boden.
Heilig ist nicht das Land. Heilig ist die Schöpfung. Und sie ist geheiligt für alle Menschen.