60 Jahre «Caritas Baby Hospital»

Schwerpunkt

60 Jahre «Caritas Baby Hospital»

1963 gründete der Walliser Pater Ernst Schnydrig den Verein Kinderhilfe ­Bethlehem. Das Spital lebt dank Spenden, vor allem auch aus der Schweiz.

Das «Caritas Baby Hospital» (CBH) bietet ambulante und stationäre Behandlungen für kranke Kinder an. Es zeichnet sich durch seine umfassenden Leistungen in Kinder-Medizin aus und hat sich in drei Bereichen spezialisiert: Neurologie (Nervensystem und Muskulatur), Pneumologie (Lungenerkrankungen) und Intensivmedizin. Das «Caritas Baby Hospital» ist das einzige Spital im Westjordanland, das ausschliesslich Kinder behandelt.

Es gewährt allen Babys und Kindern bis 18 Jahre unabhängig ihrer sozialen Herkunft und Religion qualitativ gleichwertige medizinische Behandlung. 2022 wurden 3770 Kinder stationär und 43 586 ambulant behandelt. Mütter bzw. Eltern werden systematisch in die ganzheitliche Behandlung einbezogen.


Netzwerk mit lokalen Behörden

Das CBH arbeitet eng mit dem Gesundheitsministerium der palästinensischen Autonomiebehörde zusammen und pflegt mit anderen Spitälern im Westjordanland regelmässige Kontakte.

Das CBH wird zu rund zwei Dritteln durch Spenden finanziert, ein Drittel kommt aus lokal erwirtschafteten Einnahmen, aus dem Selbstbehalt der Behandlungsgebühren und aus Leistungsverträgen.


Strassensperren behindern Zufahrt

Das CBH liegt in Bethlehem, im besetzten Palästinensischen Gebiet, zirka 200 Meter hinter der Mauer, die Israel errichtet hat. Palästinenserinnen und Palästinenser können den Checkpoint Richtung Jerusalem nur mit einer Bewilligung der israelischen Sicherheitsbehörden durchqueren. Patientinnen, Patienten und Mitarbeitende müssen wegen Strassensperren oder Checkpoints mitunter Umwege auf sich nehmen, um ins Spital zu gelangen.


Schweizerisch-palästinensische Gründung

Die Gründung des CBH und der Kinderhilfe Bethlehem gehen auf die Geschehnisse des Jahres 1948 zurück. Hunderttausende palästinensische Familien wurden infolge der Staatsgründung Israels und des darauffolgenden «Unabhängigkeitskrieges» (israelische Geschichtsschreibung) bzw. der «Nakba» (arabisch für «Katastrophe», palästinensische Geschichtsschreibung) zu Flüchtlingen und Vertriebenen und lebten in grosser Armut in Zelten. Hedwig Vetter, eine Mitarbeiterin der Schweizer Caritas, reiste im Jahr 1949 nach Palästina. Dort sah sie sich mit der Not der palästinensischen Bevölkerung konfrontiert. Hedwig Vetter und der palästinensische Arzt Dr. Antoine Dabdoub beschlossen daher, eine Anlaufstelle für Mütter mit Kleinkindern zu gründen. Sie mieteten dafür Räume in der Altstadt von Bethlehem. Das war der Anfang einer erfolgreichen Entwicklung, die später zur Gründung des «Caritas Baby Hospital» führte. Später stiess Pater Schnydrig dazu und gründete den Verein Kinderhilfe Bethlehem mit Sitz in Luzern.

Die Schweizer Bischöfe haben auch in diesem Jahr wieder um eine Weihnachtskollekte für das CBH gebeten.

Text: pd / Veronika Jehle