Wir machen Weihnachten neu

Editorial

Wir machen Weihnachten neu

Klassische Weihnachtsdarstellungen gleichen sich so sehr, dass wir meist gar nicht mehr genau hinschauen. Schade, denn ausgerechnet unser Blick könnte den Unterschied machen.

Wie viel Zeit haben Sie für unser Titelbild aufgewendet? Ich vermute, die Spanne bewegt sich zwischen Überblättern mit kurzem Vermerk «Weihnachtsnummer» und der Wahrnehmung einer alten Darstellung der Geburt Christi, wie sie uns schon hundertfach untergekommen ist.

Der weihnachtlichen Botschaft der Evangelien geht es genau gleich. Sie wurde schon so häufig erzählt, dass wir sie oft nicht mehr aktiv mitkriegen und uns damit zufrieden geben, dass sie zum Platzhalter für Weihnachtsstimmung geworden ist. Ein bisschen Sternenglanz da, etwas Engelshaar drüber, ein Hauch Krippenromantik – und gut ist.

Damit das Evangelium etwas bewegt, muss sich allerdings nicht das Evangelium verändern und neu werden. Veränderung geschieht durch meinen beweglichen Blick. Ich muss mich dazu bewegen lassen, unvoreingenommen hinzuhören. Mein Auftrag ist es, das Unerhörte wahrzunehmen und von Neuem zu entfalten.

Damit habe ich mir mein Weihnachtsprogramm gleich selbst gegeben: Ich sollte die biblischen Texte endlich wieder einmal mit voller Aufmerksamkeit lesen. Und an dieser Stelle eine Seite zurückblättern, um im Titelbild Dinge zu entdecken, die ich beim Überfliegen nicht sehen konnte.

Ich wünsche uns allen einen frischen Weihnachtsgeist.

Text: Thomas Binotto