In Krise und Brise

Buchtipp

In Krise und Brise

Ein Buch, das in der Mitte beginnt und sich in zwei Richtungen entfaltet.

Schon das Wortspiel im Titel «Wunde/r» deutet an: Wunde und Wunder hängen -irgendwie zusammen. Wer sich jetzt aber einen Ratgeber zur Krisenbewältigung erwartet, liegt falsch. Psychologische oder geistlich-spirituelle Tipps fehlen gänzlich. Dafür überraschen auf jeder Seite Gedichte und Kurztexte – auch mal Gebete oder Psalmen – in verschiedensten Schriftarten und -grössen, immer wieder anders illustriert mit Fotos, Zeichnungen, Farben und Mustern.  

Das Buch beginnt in der Mitte – «weil die Krise, wenn sie uns ergreift, meist zum Mittelpunkt unseres Lebens wird», wie es in der Buchbeschreibung heisst. Von da aus lassen sich die Texte auf beide Enden hin lesen – wenn man das Buch entsprechend auf den Kopf stellt. Auch damit wird deutlich: Der Verein «Andere Zeiten», Herausgeber des Buches,  will einen neuen Blick ermöglichen. Die Texte zeigen zwar durchaus schonungslos, wie sich Krisen anfühlen: bei Trennungen und Jobverlust, schweren Diagnosen, beim Loslassen der erwachsenen Kinder, bei Heimweh oder beim Renteneintritt. Sie beleuchten Identitäts- und Sinnfragen und greifen die Bedrückung angesichts von Kriegen und Klimakatastrophe auf. Aber gerade dieses klare Benennen und damit auch Annehmen von Angst, Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit führt oft überraschend auf neue Wahrnehmungen und Möglichkeiten.

Text: Beatrix Ledergerber