Nach seinem Rücktritt als Bischof von Chur 2019 lebte Vitus Huonder im Institut Santa Maria in Wangs, welches von der Priesterbruderschaft Pius X. geführt wird. In den letzten zwei Wochen vor Ostern litt Vitus Huonder unter einer unerwarteten, schweren Krankheit und musste in deren Folge im Kantonsspital Chur behandelt werden.
Bischof Vitus Huonder wollte nicht in Chur begraben werden – sondern in Ecône (VS), in der Nähe des Gründers der Piusbruderschaft, Bischof Marcel Lefebvre. Dies hatte er bereits 2022 geäussert.
Am Palmsonntag besuchte Bischof Joseph Maria Bonnemain ihn im Spital und brachte ihm aus der Eucharistiefeier in der Kathedrale gesegnete Palmzweige mit. Am Ostermontag besuchte Bonnemain Vitus Huonder nochmals in Wangs. «Dort versicherte Bischof Bonnemain sich nochmals ausdrücklich, ob dieser, sein Entschluss immer noch derselbe sei und machte ihn darauf aufmerksam, dass wahrscheinlich viele seine Entscheidung nicht nachvollziehen werden könnten, da üblicherweise die Bischöfe des Bistums vor der Kathedrale in Chur bestattet werden», heisst es in der Mitteilung des Bistums Chur.
Doch der emeritierte Bischof bekräftigte nochmals, dass dies sein letzter Wille sei. Bischof Joseph Maria Bonnemain versicherte ihm, dass er diesen respektieren werde.
Der verstorbene Bischof Vitus Huonder wird nun in Ecône beigesetzt. In der Kathedrale Chur wird zudem zum Andenken an den verstorbenen Bischof ein Requiem stattfinden. Genaue Angaben waren bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt.
Die Priesterbruderschaft Pius X. betrachtet sich als Bestandteil der römisch-katholischen Kirche, lehnt aber das Zweite Vatikanische Konzil und insbesondere dessen Lehren über die Ökumene, Religionsfreiheit und Kollegialität der Bischöfe sowie die dort durchgeführte Liturgiereform ab.
Leserbrief
Dass der frühere Churer Bischof Vitus Huonder in Ecône neben Marcel Lefebvre, dem 1988 exkommunizierten Gründer der «Priesterbruderschaft Pius X.», beerdigt werden wollte, stellt an die Pfarreien des Kantons Zürich eine grundsätzliche Frage.
Dieses endgültige Bekenntnis von alt Bischof Huonder zur extrem tradi-tionalistischen Kirchenlehre von Lefebvre zwingt die katholischen Kirchgemeinden zu einer klaren Stellungnahme. Sind wir der Meinung von alt Bischof Huonder, der im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–65) einen «Sündenfall der Kirche» sieht und meint, dass die neue Liturgiereform «zur Auflösung der Einheit der Kirche geführt» hat?
Oder bekennen wir uns eindeutig zur aktuellen römischen Amtskirche mit unseren gegenwärtigen kirchlichen Oberen und den staatskirchlichen Gremien, wie sie sich speziell in den Schweizer Kirchen in ihrer ureigenen Geschichte herausgebildet haben? Stehen wir dazu, dass eine Volkskirche auch Laien in leitende Funktionen beruft, dass eine reine Klerikerkirche nach Huonder-Schema dem evangelischen Auftrag hingegen nie gerecht werden kann?
Xaver Stalder, Stäfa