Die Hoffnung nicht verlieren

Aus der Region

Die Hoffnung nicht verlieren

Anfang Mai findet ein regionaler Weltjugendtag in Chur statt. Papst Franziskus hat ihn unter das Motto «Freut euch in der Hoffnung» gestellt. 

«Alle sind willkommen», sagt Jozef Lushi, der mit weiteren 10 Freiwilligen im Kernteam und rund 50 Freiwilligen vor Ort an der Organisa-tion beteiligt ist. Seine grösste Motivation ist es, Jesus zu erleben und die positive Veränderung zu spüren, die der Glaube sowohl in seinem eigenen Leben als auch in dem vieler anderer bewirkt hat. Dieser Weltjugendtag markiert sein erstes Engagement in einem solchen Ausmass, nachdem er zuvor in der freiwilligen Jugendarbeit tätig war. Er schätzt es, dass beim Weltjugendtag eine Atmosphäre herrscht, in der Menschen «mit einem liebenden Blick, der auf jeden Einzelnen kommt», aufeinander blicken. Jozef erzählt, wie auch Papst Franziskus beim letztjährigen internationalen Weltjugendtag in Lissabon mit den Worten «todos, todos, todos» – übersetzt: «alle, alle, alle» – eine ähnliche Botschaft vermittelte. Mit dieser Ausdrucksweise betonte der Papst die universelle Einladung, sich nicht ausgeschlossen zu fühlen und den Glauben auf bestimmte Gruppen oder Hintergründe zu beschränken. Auch Menschen, die (noch) nicht glauben, sind laut Jozef zum Weltjugendtag eingeladen. Falls man noch keinen Zugang zu den liturgisch geprägten Programmpunkten hat, sind auch die Konzerte eine Gelegenheit, sich vom dort gegenwärtigen Geist Gottes berühren zu lassen und Gemeinschaft zu spüren, sagt er.

Hoffnung für die Menschen und für die Kirche 

Auch für ältere Menschen sei es eine grossartige Chance hinzugehen, da sie erleben könnten, was das diesjährige Motto vermitteln möchte: die Hoffnung in die Kirche und die Hoffnung in die Menschheit nicht zu verlieren. «Der Weltjugendtag in Chur ist eine Chance, die Freude zu spüren und die Hoffnung zu sehen.» Zwar seien gewisse Programmpunkte speziell auf Jugendliche ausgerichtet, wie zum Beispiel die Workshops, allerdings gibt es auch «offene» Programmpunkte wie den Kreuzweg oder die Vigil, an denen alle jeglichen Alters teilnehmen könnten.

Die Geschichte der Weltjugendtage

Die Entstehung der sogenannten Weltjugend-tage geht auf das Jahr 1986 zurück. Papst Johannes Paul II. sah darin eine Chance, junge Gläubige zu vernetzen und durch Gemeinschaft, Katechesen, Konzerte und Workshops prägende Glaubenserlebnisse zu ermöglichen. So lädt der Papst auch heute noch alle zwei bis drei Jahre zu den internationalen Weltjugendtagen ein, zu denen Millionen von Menschen pilgern. In den Jahren dazwischen werden diese Weltjugendtage lokal in den einzelnen Ländern oder Regionen durchgeführt. Tausende von Freiwilligen und eine Finanzierung durch Spenden lassen dies weltweit jährlich möglich werden. 

Chur als Austragungsort des diesjährigen Weltjugendtages bietet eine besondere Kulisse. Die Tatsache, dass das Priesterseminar sowie der Bischofssitz an diesem Ort beheimatet sind, verleiht Chur eine symbolische Bedeutung. In einem der Workshops wird es auch die Möglichkeit geben, sich mit Bischof Joseph Maria Bonnemain beim «Bischofskaffee» in einer ungezwungenen Atmosphäre auszutauschen. 

«Kleines Pfingsten im Herzen»

Deborah Koch ist Ordensschwester im Dominikanerinnenkloster Cazis. Dieses Jahr ist sie nicht nur Teilnehmerin, sondern organisiert auch einen der 19. Workshops, die am Samstag stattfinden werden. Im Workshop und mit ihrer Teilnahme möchte sie jungen Menschen ein Zeugnis für die Lebendigkeit des Ordenslebens geben: «Es ist nichts Staubiges, sondern eine lebendige Beziehung mit Gott. Ein Ort, an dem man diese Freude spüren kann.» Sie erhofft sich für die Teilnehmenden des Weltjugendtags, dass Menschen Jesus erleben dürfen und die Erfahrung machen, dass der Glaube etwas «Schönes und Cooles» ist und nicht nur etwas, das die Grosseltern praktizieren. Sie selbst habe als 18-Jährige an einem Festival etwas Ähnliches erfahren können und die Freude gespürt, dies mit anderen Menschen zu teilen. In ihrem Workshop wird sie eine Miniatureinführung in die Entstehung des Rosenkranzes geben und freut sich darauf, beim gemeinsamen Rosenkranzknüpfen mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Ein Herzensanliegen ist ihr zu zeigen, dass die Klischees über das Ordensleben, die man vielleicht aus Filmen kennt, nicht immer der Wahrheit entsprechen. Schwester Deborah Koch zeigt sich beeindruckt, dass junge Menschen oft noch den Mut hätten, Neues zu wagen und nicht sofort zu verurteilen, was ihnen noch unbekannt scheint. Mit zunehmendem Alter bestehe die Gefahr, dass sich der Blick verenge und man nicht mehr den Wunsch verspüre, neue Erfahrungen zu machen. Auch beeindruckt sie, wie viele Freiwillige sich bei diesem Event engagieren. Sie erhofft sich eine persönliche Jesusbegegnung für alle Menschen am Weltjugendtag: wie ein kleines Pfingsten, an dem etwas vom Göttlichen Funken in den Herzen der Teilnehmenden entfacht wird. 

Vielfalt und Einheit zugleich

Einen weiteren Teilnehmer, Frederik Lange aus Schaffhausen, begeistert die Idee, die Freude am Glauben zu teilen und die junge, lebendige Kirche zu erleben. «Es ist ein inspirierendes Zeichen der Einheit, wenn sich junge Katholiken aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen und kulturellen Hintergründen versammeln, um ihre Überzeugungen zu teilen und ihre Gemeinschaft zu stärken.» Frederik wünscht sich, dass das Feuer des Heiligen Geistes in den Herzen entfacht wird. «Ich wünsche mir auch, dass in vielen Jugendlichen, die sich vorher nicht so stark mit dem Thema Glauben auseinandergesetzt haben, ein höheres Interesse geweckt wird, dieses Thema zu vertiefen.»

Text: Ewelina Bajor  freie Autorin