Dies mag damit zusammenhängen, dass Geist etwas Abstraktes ist. Wie soll man davon erzählen? Der Theologische Verlag Zürich hat die Herausforderung angenommen und 20 Texte in einem Büchlein zusammengestellt und mit sparsamen Strichzeichnungen und farbigen Illustrationen ergänzt. Die Geschichten regen zum Staunen und Phantasieren an, fesseln und überraschen gleichermassen. Musik und Künstliche Intelligenz sind Themen, Nahtod, Pfingstrosen und eine verlorene Liebe. Und nicht ein brennender Dornbusch, sondern ein Computer, der brennt und doch nicht verzehrt wird, sagt: «Ich bin der Anfang, der über den Wassern schwebt, ich bin das Ende; wundersam hörst du mich in der Stille.»
Die Texte sind nicht theologielastig, sie kommen leichtfüssig daher, in Form von Erinnerungen, als Theater, Gedicht oder Brief an den Heiligen Geist, immer aber mit überraschenden Wortschöpfungen und Gedankenblitzen. «Wenn Buchstaben und Sprachen durcheinanderwirbeln, macht mir das rein gar nichts aus. Es macht mich glücklich», schreibt Martina Schwarz. Spannend das Gedankenexperiment von Felix Senn: Was, wenn Maria Magdalena heute, 2000 Jahre später, wieder zur Welt käme? Und das Pfingstereignis ganz anders in Erinnerung hat als das, was ihr im Theologiestudium und bei der Bibellektüre begegnet? «Dem Potenzial des Geists ist zuzutrauen, dass er eine müde gewordene Welt und Menschheit zu neuer Wachheit erweckt», heisst es im Vorwort. Nach der Lektüre mag man das glauben. Denn wer hat es nicht auch schon erfahren: «Plötzlich dieses Leuchten ...»