Die Verantwortlichen für die Aufarbeitung von Missbrauch in der katholischen Kirche in der Schweiz haben sich dazu geäussert, wie weit sie bereits gekommen sind mit der Umsetzung konkreter Massnahmen.
Die gute Nachricht: Bei sämtlichen Massnahmen, die anlässlich der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie versprochen wurden, ist etwas weitergegangen. Die erwartbare Nachricht: Zum Jahrestag der Veröffentlichung, der am 12. September sein wird, wird noch keine der Massnahmen tatsächlich umgesetzt worden sein.
Zeit und Geld werden als Gründe genannt, und dass die Schweiz eben auch kirchlich ein kleines, aber sehr uneinheitliches Land mit vielen Mentalitäten sei. Immerhin geht es um grosse Projekte wie eine nationale Meldestelle, psychologische Abklärungen für Priesterkandidaten und für Seelsorgerinnen oder die flächendeckende Einhaltung professioneller Standards für Personaldossiers. Roland Loos, Präsident der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ), sagte: «Wichtig ist, dass wir an allen Baustellen dran sind. Ein Monat mehr oder weniger spielt da keine grosse Rolle.»
«Doch», antwortete Vreni Peterer, selbst Betroffene und Präsidentin der Interessengemeinschaft für Missbrauchsbetroffene im kirchlichen Umfeld, «für ein Opfer macht ein Monat mehr oder weniger einen Unterschied.»
Ich werde in solchen Momenten sehr ungeduldig, vor allem angesichts der Betroffenen. Gleichzeitig bin ich erleichtert, bei den Verantwortlichen den Willen zu konkreten Taten zu spüren. Und dann bleibt immer wieder die Frage offen, wann man bereit sein wird, das klerikale Machtgefälle anzutasten und die Strukturen wirklich zu verändern hin zu Gleichberechtigung und Augenhöhe. Es wird nötig bleiben, den Finger jedes Mal neu in diese Wunde zu legen.