Bittermandeln aus Byzanz

Buchtipp

Bittermandeln aus Byzanz

Eine mittelalterliche und orientalische Welt samt ihren Düften und Speisen, verwoben in einer spannenden Geschichte rund um eine Palastküche, Kreuzzüge, Krieg, Zerstörung und Liebe – das ist der Plot von «Bittermandeln in Byzanz».

Die kleine, leicht hinkende Delikatess-Köchin im Palast von Adrianopel findet sich im schmutzigen Zelt des Franken Diethelm von Toggenburg wieder. Im Lager der Franken, die soeben ihre geliebte Heimatstadt verwüstet haben.

Die Geschichte spielt im Jahr 1189 und nimmt die Leserinnen und Leser mitten hinein ins mittelalterliche Geschehen, ins Leben im Palast oder im Kriegszelt, auf der Flucht oder in der Schlacht. Es gelingt der Autorin, diese uns aus der zeitlichen Distanz so fremd anmutende Lebenswelt nahezubringen: durch die differenziert beschriebenen Charaktere ihrer Protagonisten, deren Gefühle, Stimmungen, Hoffnungen und Ängste auch die unseren sind. Dabei wecken die Spezialitäten aus der Palastküche, aber auch die einfachen Mahlzeiten im Franken-Zeltlager alle Sinne: Lorbeerduft und Rosenwein, Kardamon-Kichererbsen und Feigenschiffchen   ... was Alkmene mit Leidenschaft und grosser Kompetenz kocht, hat immer eine tiefere Bedeutung und bringt die Geschichte voran. So ist jedem Kapitel das Rezept der entsprechenden Spezialität vorangestellt.

Es ist nicht nur ein Originalrezept aus der damaligen Zeit, sondern wurde von der Autorin auch soweit möglich nachgekocht. Entsprechend werden die Speisen auch beschrieben, so dass man das Gefühl hat, sie selber zu schmecken. Auch erfahren wir viel über die vielfältigen, die Gesundheit oder das Liebesleben anregenden oder wo nötig hemmenden Eigenschaften der Kräuter und Gewürze, die Alkmene verwendet.

Und ganz unauffällig kommen heutige gesellschaftliche Fragestellungen wie der Umgang mit queeren Menschen oder mit kirchlicher Macht zur Sprache. Die drei Hauptfiguren – Alkmene, Diethelm und der Eunuch Paris werden immer wieder zum Spielball mächtiger Intriganten – von Kreuzrittern, Höflingen, Kriegern oder reichen Händlern. In allen Wirren, Schrecken und zarten Gefühlen bleiben sie aber sich selber treu und erleben so immer wieder überraschende Wendungen ihrer Geschichte.

Text: Beatrix Ledergerber