Drei Sternstunden

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Drei Sternstunden

Der Jazz-Pianist Duke Ellington (1899–1974) hat gegen 2000 Kompositionen hinterlassen und ist einer der einflussreichsten Jazz-Musiker überhaupt. In all dieser Fülle und Qualität seines Werks hielt er seine Reihe «Sacred Concert» für das Wichtigste, das er je gemacht hatte.

Dreimal hat Ellington auf ganz unterschiedliche Weise sakrale Musik geschaffen. Das erste Mal am 16. September 1965 im «Concert of Sacred Music» in der Grace Cathedral in San Francisco. Die Uraufführung fand im Rahmen eines «Festivals of Grace» der Episkopalkirche statt, eine offizielle Aufnahme entstand drei Monate später in New York. Der Kritiker Richard S. Ginell schrieb dazu: «Das Konzert greift Ellingtons Wurzeln im Showbusiness und in der afroamerikanischen Kultur auf sowie seinen offensichtlich tiefen religiösen Glauben, fügt alles im Geiste der Universalität zusammen und versieht es mit dem Stempel seiner musikalischen Handschrift.»

Das «Second Sacred Concert» erklang am 19. Januar 1968 in New York. Eine Aufnahme entstand kurz darauf 
im Studio. Wieder äussserte sich Ginell: «Das Material ist frisch, kein Patchwork aus alt und neu wie beim ersten Konzert.» Noch heute und selbst ab «Konserve» wirkt die Energie des abschliessenden «Praise God and Dance» ansteckend. Mit mehr Drive wurde der Psalm 150 wohl nie zuvor und danach gebetet.

Wieder einen völlig anderen Zugang bietet das «Third Sacred Concert», das am 24. Oktober 1973 in der Westminster Abbey in London aufgeführt wurde. Damals wusste Duke Ellington bereits, dass er bald sterben würde. Für Ginell war es «mit einer gedämpften Feierlichkeit und dem Gefühl belastet, dass der kränkelnde Ellington wusste, dass seine Zeit sich dem Ende zuneigte».

Text: Thomas Binotto