Wir sind unser ganzes Leben lang eigentlich immer auf der Suche: Wir suchen Freundinnen und Freunde, Partner, Wohnungen, Jobs, Parkplätze – und immer wieder Dinge, die uns verlorengegangen sind. Wie viel Zeit ich schon mit der Suche nach meinem Handy verbracht habe, möchte ich lieber nicht wissen.
Am 13. Juni feiern wir einen Heiligen, der sich unserer Suche annimmt: Antonius von Padua, Schutzpatron der verlorenen Dinge. Viele Gläubige schwören auf seine Hilfe und können eine Liste an Wundern und wiedergefundener Gegenstände vorweisen. Nicht umsonst hat jede Kirche eine Antoniuskasse, die Dankesspenden für Gebetserhörungen in Empfang nimmt: Kein anderer Heiliger hat weltweit mehr davon vorzuweisen. Aber wieso hilft uns Antonius beim Suchen und Finden?
Schon zu Lebzeiten soll er als Wanderprediger den Menschen geholfen haben, etwas wiederzufinden. In den Fussstapfen des heiligen Franziskus zog Antonius im 13. Jahrhundert durch ganz Italien und durch Frankreich und gab den Menschen etwas zurück, das immer mehr verloren ging: ihren Glauben. Die Katharer verbreiteten damals allerlei Irrlehren und viele Christinnen und Christen verloren die Orientierung. Als Theologe predigte Antonius besser als die ersten Franziskaner und überzeugte nicht nur durch seine Lebensweise, sondern auch durch das Wort und seine raffinierte Auslegung. Aus dem Wiederfinden des Glaubens wuchs der Wunsch, Antonius auch andere verlorene Dinge anzuvertrauen.
Was nach verstaubter Volksfrömmigkeit klingt, hat einen fundamental biblischen Kern: Suchen und Finden sind Grundgefühle der frohen Botschaft, weil sie Hoffnung greifbar machen. Die Freude, Jesus zu finden, erfahren wir im Kleinen dann, wenn wir etwas finden, was wir verloren glaubten.
Die erste Frage Jesu im Johannesevangelium lautet: «Was sucht ihr?» Eine Frage, die wir uns unser ganzes Leben lang stellen. Besonders tragisch ist es, wenn wir gar nicht wissen, wonach wir suchen. Wir suchen nach Sinn, einem Neuanfang oder irgendeiner Form von Lebensfreude. Oft gleicht unser Leben dabei der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Am Ende seines Wirkens fragt Jesus die Soldaten schliesslich: «Wen sucht ihr?» Im Grab hörte Maria an Ostern dieselbe Frage: «Wen suchst du?» Zunächst fragen wir noch nach dem «Was?» – doch immer mehr verstehen wir, dass es darum geht, zu fragen: «Wen?».
Antonius gibt uns gewissermassen einen Magneten in die Hand für die Nadel im Heuhaufen. Er hilft uns, verlorene Dinge zu finden, doch liefert er uns im Grunde auch das, «wonach» wir eigentlich suchen. Er zeigt uns, dass jede Freude am Wiederfinden ein Vorgeschmack ist auf die eine Freude, das Kostbarste in unserem Leben zu finden: Jesus Christus.