Bischof wird in der Frauenfrage herausgefordert

Katholische Synode im Kanton Zürich

Bischof wird in der Frauenfrage herausgefordert

Auf Antrag der Synodalen Monika Zimmerli kam Bischof Joseph Maria Bonnemain am 20. Juni an die Synode der Katholischen Kirche im Kanton Zürich. Er bestätigte in der ihm gestellten Frage den Status quo.

Die Synode, das Parlament der katholischen Kirche im Kanton Zürich, wollte vom Bischof wissen, «welche Massnahmen er im Hinblick auf die Gleichstellung der Frauen in der Kirche unternommen hat oder in näherer Zukunft zu unternehmen gedenkt, und was seine eigene Haltung als Bischof von Chur in dieser Frage ist».

Der Bischof führte aus, dass «die Förderung der Gleichberechtigung von Frau und Mann gemäss der Kirchenordnung des Kantons Zürich im Einklang mit der Ekklesiologie der katholischen Kirche und mit ihrer sakramentalen Grundlage stehen» müsse. Die Ekklesiologie ist die Lehre über die Kirche, und diese halte bis heute fest, «dass nur Männer das Weihesakrament empfangen können. Dies haben auch die letzten Päpste, Papst Franziskus inbegriffen, bekräftigt. Es gibt viele andere Bedingungen, die auch erfüllt werden müssen: ein bestimmtes Alter, psychische und physische Gesundheit, Ausbildung usw. Die eigene Überzeugung, zum Priester berufen zu sein, reicht nicht aus.» Dass die katholische Kirche Männern das Weihesakrament vorbehält, heisse aber nicht, «dass sie sich nicht für eine immer vollständigere Gleichstellung der Frau in der Kirche einsetzt». Es sei gut und wichtig, dass hohe Leitungsämter der Kirche zunehmend auch von Frauen ausgefüllt werden: «In der Römischen Kurie wirken bereits mehrere Frauen in den höchsten Leitungsämtern. Bis dies auch auf Niveau der Diözesen der Fall wird, braucht es zum Teil eine Anpassung des Kirchenrechtes. Ich bin überzeugt, dass dies eines der Ergebnisse des nun stattfindenden Synodalen Prozesses sein wird.» Er selber engagiere sich dafür, dass in den Pfarreien und in den Seelsorge-Fachstellen im Bistum immer mehr Frauen Leitungsstellen übernehmen.

Nach diesem Statement des Bischofs herrschte im Synodensaal betretene Stille. Es wäre möglich gewesen, Fragen zu stellen, doch niemand ergriff die Gelegenheit. Auch nicht die Frau, auf deren Antrag hin der Bischof gekommen war. Gegenüber kath.ch erklärte Monika Zimmerli nach der Synode, dass sie  «durch die ausführliche Rede von Bischof Bonnemain von Gefühlen des Ungehörtwerdens überrumpelt» gewesen sei. Sie hätte nicht reagieren können, obwohl sie sich im Vorfeld viele Notizen gemacht habe.


Positiver Rechnungsabschluss

Hauptgeschäfte an dieser Synodensitzung waren die Jahresrechnung der katholischen Kirche im Kanton Zürich sowie verschiedene Jahresberichte. Die Rechnung schliesst positiv mit einem Ertragsüberschuss von 1,723 Millionen Franken. Das positive Ergebnis der Jahresrechnung 2023 sei massgeblich auf die tieferen Personalkosten aufgrund von bestehenden Vakanzen zurückzuführen, erklärte der zuständige Synodalrat Thomas Schwyzer. Die erheblich reduzierten Sachkosten resultieren aus der Neubewertung der Rückstellungen für die Pensionskasse. Dem Anstieg der Steuereinnahmen aus den Kirchgemeinden stehen zusätzliche Ausgaben für Baubeiträge gegenüber. Die Synodengeschäfte, unter anderem ein Antrag für einen Teuerungsausgleich von 0,9 Prozent per 1. Januar 2025, wurden alle angenommen.

Leserbriefe

Bischof Joseph Maria Bonnemain gibt Antwort auf die Frage einer Synodalin, welche Haltung er zur Gleichstellung der Frauen in der Kirche habe. Seine Haltung entspreche Rom: «dass nur Männer das Weihesakrament empfangen können». Und die Reaktion der Synodalen? «Betretene Stille». Hier wären die Synodenmitglieder herausgefordert gewesen, dieses «Nein» des Bischofs nicht kommentarlos entgegenzunehmen. Wir müssen uns nicht wundern, dass viele weitere Menschen unsere Kirche verlassen, die Hoffnung auf notwendige Veränderungen sind kaum noch vorhanden. Es geht ja nicht nur um die «Frauenfrage».

Haymo Empl, Winterthur


Eigentlich erstaunt es nicht, dass sich Papst Franziskus gegen die Weihe von Frauen zu Diakoninnen ausgesprochen hat. Offensichtlich fehlt ihm die Durchsetzungskraft, um Reformen in seiner Kirche auch zu verwirklichen. Mit Bischof Georg Bätzing, dem Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, gibt es einen klaren Befürworter der Frauenordination. In seinem Buch «Rom ist kein Gegner – Warum die Kirche Reformen braucht» schreibt er, dass er es für wunderbar hielte, Frauen zu Diakoninnen zu weihen. Von einem Schweizer Bischof eine derart positive Einstellung zu diesem wichtigen Thema zu erwarten, ist wohl völlig zwecklos. Es zeigt sich leider immer wieder, dass die überwältigende Mehrheit der Kurie unbedingt festhalten will an der Erhaltung der veralteten Strukturen der Kirche sowie an deren – angeblich – gottgewollten männlichen Vorherrschaft.

Edwin Wirz, Hinwil

Text: Beatrix Ledergerber