Akzentuiert offen

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1971 löste Bernstein mit seinem Werk «MASS: A Theatre Piece for Singers, Players, and Dancers» heftige Kontroversen aus, weil er von Geschwisterlichkeit und Friede singen liess.

Auf dem Weg dahin hatte Bernstein mehrere Jahre an seinem gross angelegten, 100 Minuten dauernden Werk gearbeitet. Es war die Zeit des Vietnamkriegs, wer vom Frieden sang, wurde kritisch beäugt. Prompt warnte das FBI, in den lateinischen Messtexten könnten sich Antikriegsbotschaften verstecken.

Obwohl die katholische Kirche nach dem II. Vatikanischen Konzil eine tiefgreifende Liturgiereform vollzogen hatte, war der jüdische Leonard Bernstein nach wie vor von der alten, sogenannt «Tridentinischen Messe» fasziniert. Deren barocke Dramaturgie hatte es ihm angetan.

Was er auf dieser Grundlage entwickelte, war jedoch alles andere als nostalgisches Schwelgen. Der Priester, der in «MASS» seine Gemeinde um sich versammelt, gerät im Laufe der Feier zusammen mit seinen Gemeindemitgliedern in tiefe Glaubens- und Sinnkrisen.

Musikalisch vereint Bernstein ganz unterschiedliche Stile: Man hört Jazz, Blues, Zwölftontechnik und auch das Musical ist nicht fern. So wird daraus wie es der Regisseur Hendrik Müller einmal gesagt hat, ein modernes «Welttheater», mit dem Bernstein alle und alles versöhnen möchte.