Nein, wir haben keine kleinen Kinder mehr. Ja, wir sitzen trotzdem vor der Playmobil-Schachtel und versuchen, daraus vollständige Spielsets zusammenzusetzen: Flughafen, Krankenwagen, Entsorgungsauto. Es geht nicht nur um Figuren, sondern um allerkleinste Einzelteilchen: Geländer, Scheinwerfer, Frisuren oder Hüte, das passende Werkzeug ...
Ein Umzug steht uns bevor. Die ruhige Sommerzeit lockt uns dieses Jahr nicht an den See oder in die Berge, sondern in den Estrich und den Keller, wo wir verborgene Schätze heben. Bei jedem Spielzeug-Einzelteilchen, das durch unsere Hände geht, schwelgen wir in Erinnerungen und sind selber wieder ganz Kind. Stolz stellen wir die neu zusammengesetzten Spielwelten auf, fotografieren und geniessen sie.
Unsere erwachsenen Kinder kommen eins ums andere vorbei, schauen sich ihr Spielzeug, ihre Zeichnungen, Schulhefte und Vorlesungsskripts an und überlegen, was sie behalten möchten. «Wow – so gute Aufsätze konnte ich schreiben?» «An die Zeichnungen von Menschen im Rampenlicht erinnere ich mich!» «Erstaunlich, wie die Beurteilung der Erstklasslehrerin in den Grundzügen immer noch auf mich zutrifft ...»
Erinnerungen werden wach, wir reflektieren, was uns geprägt hat und wofür wir dankbar sind. Gerne möchten wir Dinge festhalten, zusammen mit den Erinnerungen. Doch die Jungen haben keine grosse Wohnung, und wir bald auch nicht mehr. Es gilt, ein Stück Familiengeschichte loszulassen. Das geht nicht ganz schmerzfrei ...
Am Schluss wird vieles verschenkt, einiges entsorgt, weniges behalten. Wie schön, dass einige unserer schönsten Spiel-Erinnerungen in anderen Familien eine neue Heimat finden. Unser Spielzeugpark wird deutlich kleiner, unsere Herzen aber fühlen sich reich erfüllt und gleichzeitig wunderbar leicht an.