Eine teuflische Lüge

Narrenschiff

Eine teuflische Lüge

Es gibt diese Schlüsselszene in «Star Wars»: Darth Vader macht Luke Skywalker ein scheinbar unwiderstehliches Angebot: «Verbünde dich mit mir, dann werden wir gemeinsam die gesamte Galaxie beherrschen.»

Dass es sich um ein unmoralisches Angebot handeln muss, hören wir schon den Namen der Protagonisten an. Der eine verkörpert eine Symbiose von Dark und Death – der andere wandert im Namen eines Evangelisten auf den Wolken.

Heldenhafte Figuren werden immer wieder mit dem Angebot zur Machtteilung gelockt: Es gehört seit Menschengedenken zu jeder Heldenreise. Und so wurde auch Jesus während seiner Fastenzeit in der Wüste mit diesem teuflischen Angebot umgarnt: «All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören.» So spricht das böse Prinzip.

Und es säuselt nicht selten mit erstaunlicher Raffinesse, vor allem wenn es verlockend gute Nebenwirkungen verspricht. So wird beispielsweise Spider-Man weisgemacht, durch die vereinte Machtergreifung werde der Kampf zwischen Gut und Böse endlich überflüssig. Was für eine Wohltat wäre das für all die Menschen, die fortan nicht mehr zwischen die Fronten geraten können! Gut und Böse vereint – das Ende aller Kriege erreicht.

Weder Luke Skywalker noch Jesus, noch Spider-Man gehen darauf ein. Weshalb nicht? Wo haben sie die Lüge entdeckt? – Die Bibel legt sie hellsichtig und unmissverständlich frei: Als Preis für die Machtteilung wird die Unterwerfung gefordert. Und das ist ein Widerspruch in sich selbst. Der Machtgierige will nicht teilen. Niemals. Wer also glaubt, der Diktator Russlands werde Frieden bringen, wenn man ihm nur die Ukraine überlässt, der geht ihm auf den Leim. Und wer glaubt, ein Autokrat vereine sein Land, sobald man ihn zum Präsidenten wählt, der kann offenbar den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. Wer also glaubt, die Machtgier könne zum Steigbügelhalter des Friedens werden, der kennt die Bibel nicht und hat auch sonst keine Weltliteratur gelesen.

Ein Höchstmass an Absonderlichkeit spielt sich ab, wenn sich Despoten gegenseitig umschmeicheln und andienen. Eines werden sie nämlich ganz gewiss niemals tun: Sich im Frieden einigen. Despoten ringen nicht um eine friedliche Machtteilung, sie werden nie satt, wollen immer alles. Sie verlangen Unterwerfung. Und dafür hat Jesus nur die eine schroffe Antwort: «Weg mit dir, Satan!»

Text: Thomas Binotto