Kevin Ischi, wie vielfältig ist die Natur rund um das Haus, in dem Sie als Teil der Verwaltung der Katholischen Kirche im Kanton Zürich Ihr Büro haben?
Es gibt viele tolle Ecken! Persönlich gefällt mir, dass bereits zwei Fassaden grün bewachsen sind. Das hilft nicht nur der Natur, sondern auch gegen die Hitze. Unser Innenhof ist eine wunderschöne, ursprünglich als römischer Garten konzipierte Oase. Dort haben wir die Lorbeerhecke durch eine einheimische Hecke ersetzt, zwei Flächen mit Kleinstrukturen und Blütenangebot für Wildbienen optimiert, und im Teich fünf bepflanzte Holzinseln installiert, in der Hoffnung, dass diese Pflanzen die überschüssigen Nährstoffe im Wasser aufnehmen, so dass die Algen zurückgehen.
Sie unterstützen Kirchgemeinden, ihre Umgebung biodiverser zu gestalten. Wie?
Die Kantonalkirche bietet jeder Pfarrei eine kostenlose Beratung und Begehung mit einer Expertin für Flora und Fauna im Siedlungsgebiet an. Sie schaut zusammen mit den zuständigen Personen der Pfarrei die Umgebung an und erstellt dann ein Konzept, was man wo aufwerten und verändern kann.
Braucht es viel Geld für eine vielfältige Pfarreiumgebung?
Einfache punktuelle Umgestaltungen kosten kaum etwas und sind bereits wertvoll. Eine konzeptionelle Umgebung braucht eine Anfangsinvestition. Anschliessend kann man aber oft sogar Geld sparen. Indem man das Schnittgut von Bäumen und Hecken zum Beispiel nicht mehr wegtransportiert, sondern auf dem eigenen Boden zur Freude von Kleintieren Asthaufen einrichtet. Das gibt guten Humus, den man nicht mehr zukaufen muss.
Es genügt aber wohl nicht, Wildblumen auszusähen ...
Nein, die Dimensionen von ökologischen Aufwertungen können sich stark unterscheiden. Manchmal braucht es auch bauliche Anpassungen wie Stein- oder Asphaltböden zu entsiegeln, da diese sich extrem aufheizen und kein Wasser aufnehmen. Sowas nehmen die Kirchgemeinden meist dann in Angriff, wenn sowieso eine Renovation oder ein Umbau ansteht. Dann können sie bei uns ein Projektgesuch für finanzielle Unterstützung einreichen.
Gibt es Beispiele, wie man die Menschen der Pfarrei mitnehmen kann?
Oberrieden hat eine Blumenwiese angelegt. Am Pfarreifest bekamen die Leute Samen zum Aussäen, und die Wiese wurde gemeinsam gesegnet. An einem anderen Standort hat man bewusst Brennnesseln beim Kircheneingang stehen gelassen, diese sind sehr wertvoll für Schmetterlinge. Das kann irritieren, wenn aber dort ein Erklär-Schild steht, haben die Leute Freude. Pfungen hat nicht nur vielfältige Naturwiesen umgesetzt, sondern sich konzeptionell überlegt: Wo spielen die Kinder, wo gibt es schöne Hochzeitsfotos, wo stehen Tische für ein Pfarreizmittag? So wird die Pfarrei ein Miteinander von Natur und Menschen.