Friede muss das Ziel bleiben

Editorial

Friede muss das Ziel bleiben

Ich ärgere mich über mich selbst, wenn ich spüre, wie Krieg zur «Normalität» wird.

Seit einem Jahr herrscht in Israel, Gaza und im Libanon Krieg. Täglich werde ich in meinen Leitmedien dazu informiert und aufgeklärt. Vieles davon lese ich inzwischen emotional unbeteiligt. Und manchmal übersehe ich gar Beiträge bewusst, weil ich mir grade die gute Laune nicht verderben will.

Ich finde mich schrecklich, wenn mir ein Krieg als Normalzustand erscheint. Wenn mich das reale Leiden von Menschen gar nicht mehr wirklich erreicht. Wenn meine Empathie wegdämmert.

Ich bin mir zwar bewusst, dass ich nicht permanent unter emotionalem Hochdruck stehen kann – und auch nicht muss. Ich bin überzeugt, dass unbeschwerte Momente wichtig sind, gerade auch, um mich dann auf das Schwere einlassen zu können. Mein harmloses Alltagsleben muss seinen Raum haben.

Aber die permanente Verdrängung des Krieges – aller Kriege! – das ist keine Lösung, darf keine Lösung sein. Ein kleines Mittel gegen meine Teilnahmslosigkeit sind Fürbittgebete. Ich kann zwar – leider – nicht daran glauben, dass Gott dann alles schön für uns richtet. Aber ich kann mich mit diesem bescheidenen Akt der Solidarität wenigstens aus der drohenden Abstumpfung lösen.

Und ich kann dann wenigstens alle jene Menschen unterstützen, die zu viel mehr fähig sind als ich, die sich aktiv gegen Krieg und für Frieden einsetzen. Ganz egal, woher sie ihre Kraft dafür nehmen, ich bin dankbar, dass sie gegen die Verdrängung – auch gegen meine eigene Verdrängung – wirken.