Altmodisch 3.0

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Altmodisch 3.0

«Only Murders in the Building» ist das Glanzlicht des neu erstarkten Detektiv-Genres. Gediegen und frech zugleich. Unglaublich komisch und doch berührend.

Dieses Trio ist umwerfend. Und das seit vier Staffeln. Aktuell sind Steve Martin, Selena Gomez und Martin Short die Krönung des wieder erstarkten  Who-dunit-Genres, des klassischen «Wer-hat-hier-gemordet?»-Krimis.

Die drei stellen dar, was sie als Stars sind: Zwei alternde, würdevoll selbstironische Komiker, die sich seit bald 40 Jahren die Pointen zuspielen. Und das immer noch junge Multitalent, dem auf Instagram so viele Menschen folgen, wie keiner anderen Frau. Von ihr wissen wir nie, ob sie nun tieftraurig oder maximal cool ist, aber auf jeden Fall ist sie faszinierend charismatisch.

Sie kommen in ihrem verwinkelten Wohnhaus in Manhattan immer wieder neuen Mördereien auf die Spur. Von einer Jagd nach den Tätern kann allerdings nicht die Rede sein, denn das Trio ermittelt ebenso relaxed wie einst Hercule Poirot oder Miss Marple. Es muss einfach Zeit bleiben für einen trocken hingeworfenen Joke über das Alt sein müssen oder das Jung bleiben wollen.

«Only Murders in the Building» ist hinreissend widerständig und altmodisch, aber gleichzeitig gedanklich absolut auf der Höhe der Zeit. Man könnte meinen, der «The New Yorker» hätte Pate gestanden. Selbst die Gastauftritte – allen voran jene von Sting und Meryl Streep – haben Sonderklasse.

 Und dann ist die Serie auch noch eine sehr komische Abrechnung mit der Medienwelt – mit der hyperventilierenden neuen Medienwelt genauso wie mit der sich selbst verklärenden alten. Kann so viel Verwirrspiel noch spannend sein? Es kann, weil die Regeln des Krimis meisterhaft bespielt werden. Und deshalb wartet man wieder wie früher zur Bildröhrenzeit ungeduldig auf die nächste Folge nächste Woche. Und auf die nächste Staffel, die bitte, bitte im nächsten Herbst erscheinen soll!

Text: Thomas Binotto