Verstehen wollen gehört zur Demokratie

Editorial

Verstehen wollen gehört zur Demokratie

Die Wahl von Donald Trump zum 47. US-Präsidenten hat Emotionen ausgelöst. Ein Beitrag zur demokratischen Kultur kann es sein, diese Emotionen verstehen zu wollen - bei sich selbst und bei anderen.

Ich werde die Wahl von Donald Trump an dieser Stelle nicht kommentieren. So gerne ich meinen Emotionen auch freien Lauf lassen würde.

Als Magazin sind wir parteipolitisch neutral – und das ist sehr gut so. Der Respekt der Meinungsfreiheit ist eine Errungenschaft der Demokratie: Wir alle sind frei, zu fühlen, zu denken und zu wählen, was wir wollen, solange wir uns auf dem Boden der Rechtsstaatlichkeit bewegen. Dass ein katholisches Blatt keinen parteipolitischen Einfluss nimmt, verdanken wir auch der Trennung von Kirche und Staat.

So übe ich mich also darin, jene zu respektieren, die sich über die Wahl in den Vereinigten Staaten freuen und versuche, ihre Beweggründe zu verstehen. Und ich übe mich darin, die Argumente von jenen zu hören und zu respektieren, die sich einen anderen Wahlausgang gewünscht hätten. Das scheint mir angesichts der gesellschaftlichen Polarisierung das Gebot der Stunde. Und auch die Herausforderung der Stunde.

Vielleicht hängt die Zukunft der Demokratie und der geliebten Freiheiten, die sie uns allen ermöglicht, viel stärker davon ab: ob es uns nämlich gelingt, im Dialog miteinander zu bleiben – als davon, ob nun Trump Präsident ist oder nicht.

Text: Veronika Jehle