Und … Bueb oder Meitli?

Leben in Beziehung

Und … Bueb oder Meitli?

Eine Schwangerschaft wird von vielen Fragen begleitet. Für die werdenden Eltern natürlich besonders: ist das Kind gesund, wie wird es unser Leben ändern, was müssen wir nun alles beachten? 

Doch sobald die Schwangerschaft öffentlich wird, sei es durch Ankündigung oder dass sich der Kugelbauch irgendwann nicht mehr übersehen lässt, wird man mit den Fragen der Aussenstehenden konfrontiert. 

Interessanterweise beschäftigt sich die häufigste Frage weder mit der Gesundheit des Kindes (oder der Mutter) noch mit dem erwarteten Geburtstermin, sondern mit dem Geschlecht des erwarteten Nachwuchses.

Plötzlich wird das Y-Chromosom von riesiger Bedeutung und alles hängt davon ab, ob es ein Bub oder ein Mädchen wird. Unsere Antwort: «Wir wollen es nicht wissen, es ist doch auch schön, wenn das Leben eine Überraschung bereithält!» Schliesslich wusste die Menschheit während 99 % ihrer Geschichte nicht, welches Geschlecht zu erwarten ist! Aber nun geht die Fragerei erst recht weiter. Alles wird zum Thema: die Namenswahl (dann brauchst du ja zwei Namen!), die Kleider (aber dann kaufst du alles geschlechtsneutral?) und die Einrichtung des Kinderzimmers (aber wie richtest du dann das Kinderzimmer ein?). Anscheinend ist es also plötzlich wichtig, ob man eine Wickelkommode für einen Buben oder ein Mädchen kauft …

Doch selbst wenn das Kind (oder die Kinder) dann auf der Welt sind, hört es nicht auf. Eine Familie in meiner Bekanntschaft hat ungleichgeschlechtliche Zwillinge bekommen. Sie fanden es effizienter, Kleider zu haben, die beide tragen können. Das macht es für mich auch einfacher, ihnen etwas zu schenken. Doch irgendwann begann die Zwillingsmutter damit, ihnen unterschiedliche Kleider zu kaufen. Und stellte fest: die Hose für das 8 Monate alte Mädchen ist kürzer und enger geschnitten als die Hose für den gleich alten Bruder. Im jüngsten Alter greift sie also schon, die Geschlechternorm, die entscheidet, was ein Mädchen oder ein Junge zu tragen hat.

Daher, lassen wir das Geschlecht, was es ist, eine schöne Überraschung: egal zu welchem Zeitpunkt die werdenden Eltern es wissen wollen. Lassen wir die Kinder in Blau, Grün, Gelb oder Rosa das Krabbeln erlernen, nach der ersten Breimahlzeit ist jeder Body genau gleich verschmutzt. Und das Kinderzimmer? Auf einer weissen Wickelkommode ist Wickeln genauso mühsam wie auf einer blauen. 

Um all die Frager zu zitieren, wenn sie eine abschlägige Antwort auf die Geschlechterfrage erhalten: Hauptsache, das Kind ist gesund.

Text: Anna Newec