Ich glaube an die Auferstehung

Glaubens-Perspektiven

Ich glaube an die Auferstehung

Es ist schon eigenartig: Beim Kernstück des christlichen Glaubens, der Auferstehung, kommen viele schnell mal ins Schwimmen.

«Glaubst du das wirklich?», fragen einige – und dieses «Das» ist oft seltsam betont, halb staunend, halb angewidert. 

Die Verunsicherung ist gar nicht so modern, wie man meinen könnte. Schon neutestamentliche Texte berichten von Zweifeln an der Auferstehung. Es ist bei weitem nicht nur der «ungläubige Thomas». Genauer betrachtet finden alle ersten Zeuginnen und Zeugen «Das» wirklich seltsam und eigentlich unglaublich. In der bekannten Thomas-Episode möchte er unbedingt den versehrten Leib berühren, um so im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen, dass hier wirklich der Gekreuzigte erscheint (Joh 21, 24–29). Dazu gibt es ein erzählerisches Gegenstück: Der Auferstandene weist Maria Magdalena mit «Berühre mich nicht!» zurück. Sie erkennt ihn schlicht daran, dass er sie beim Namen nennt (Joh 20,11–18). 

Leiblicher geht es bei jenen Erscheinungen zu, bei denen Essen im Spiel ist. Immer ist es so, dass die beteiligten Jünger Jesus zunächst nicht erkennen. Aber wenn er mit ihnen Speisen teilt, verstehen sie, wer er ist. Schon als Kind mochte ich die Geschichte der Emmausjünger, denen die Augen erst beim gemeinsamen Brotbrechen aufgehen (Lk 24,13–35). Weniger bekannt ist die Episode, bei der der Auferstandene seine Jünger um Essen bittet. Wenn er dann selbst Fisch isst, bedeutet dies mehr als nur Brotbrechen: es betont seinen Auferstehungsleib positiv, nicht über seine Verwundungen, sondern über den Genuss (Lk 24,36–43; Joh 21,1–14). 

Ich glaube an die Auferstehung; wohl auch deshalb, weil es die ersten Zeuginnen und Zeugen nicht auf Anhieb glauben konnten. In ihren Zweifeln erkenne ich meine eigenen, ihre Verstörtheit über das Kreuz und das leere Grab nimmt mich ernst mit meinen Fragen und Unsicherheiten. Für mich Heutige ist jedoch das genaue Aussehen des Auferstandenen, seine Wundmale oder die Frage, ob er ass oder doch nicht, gar nicht mehr so wichtig. Denn so richtig los ging es mit dem Christentum erst, als sich die Jüngerinnen und Jünger genau darüber keine Gedanken mehr machten und die Erscheinungen aufhörten. Wie sie aufhörten, erzählt uns Lukas mit der wunderbaren, aber auch etwas wunderlichen Geschichte der Himmelfahrt Jesu. Und dies gleich zweimal: Am Ende seines Evangeliums, da quasi als Schlussakkord (Lk 24,50–53), und am Anfang der Apostelgeschichte, die auch von Lukas stammt, dort dann quasi als Ouvertüre (Apg 1,7–11). 

Die für das Christentum wohl folgenreichste Erscheinung des Auferstandenen fand übrigens erst nach der Himmelfahrt statt, noch dazu bei jemandem, der Jesus zu Lebzeiten nicht kannte: Paulus wird von einem grellen Licht in die Knie gezwungen und hört die Stimme Jesu, die ihn zu seinem Diener beruft (Apg 9,3–6). Paulus stellt sich voll und ganz in diesen Dienst und trägt so massgeblich zur Ausbreitung des Christentums bei.

Text: Christine Stark