Im Halbdunkel des grossen Beduinenzeltes sitzen 14 Kinder auf einem Teppich und lauschen dem kurzen Hörspiel von zwei Nomadenkindern, die Einblick geben in ihr Leben, mit Ziegen und Schafen, immer unterwegs. Anschliessend erzählt Mike Qerkini, Vikar in Schönenberg, Hirzel und Hütten, wie Abraham in einem solchen Zelt mit seiner Frau Sara drei Gäste bewirtete, die ihnen als Boten Gottes Nachkommen versprachen. Wie bei den echten Nomaden stehen alle Schuhe der Kinder draussen vor dem Zelt.
Die 5.-Klässler des katholischen Religionsunterrichtes von Horgen besuchen heute die Bibelausstellung in Schönenberg. Nicht nur das Zelt, auch orientalische Gewürze, Wolle, Getreidekörner und Steinmühlen lassen sie in die biblische Zeit eintauchen.
Dass die Bibel nicht einfach ein Buch ist, sondern eine ganze Bibliothek, wurde den Kindern zu Beginn der Ausstellung klar: hier steht ein Bücherregal mit den verschiedenen biblischen Büchern. Auf dem Tisch sind grosse und kleinste Bibeln ausgelegt, in verschiedensten Sprachen und Schriften: in den Ursprachen Hebräisch, Griechisch und Aramäisch, aber auch in Latein und solche in kyrillischer Schrift. Die kleinsten Bibeln könne man immer bei sich tragen, erklärt Qerkini, so könne man Gottes Wort ganz nahe bei sich haben. Denn das sei die Botschaft der Bibel: «Gott ist bei mir. Er sagt: Mich interessiert, wie es dir geht, wie du dich heute fühlst.» Auch andere heilige Schriften sind zu sehen, der Koran und eine grosse Thorarolle.
Entspannen im Beduinenzelt
Nach einer Einführung dürfen die Kinder die Ausstellung selber erkunden. Einige liegen entspannt im Bedui-nenzelt und «chillen». Andere setzen -Puzzles zusammen, lösen Bibel-Rätsel oder versuchen, die schwierigen Pyramidenteile richtig zusammenzusetzen. Dann geht es weiter durch den Raum, in dem das jüdische Pascha-Fest mit seinen rituellen Gegenständen dargestellt wird, hinauf in die Kirche, wo Geschichten aus dem Evangelium ausgestellt sind. Spannend ist die Schreibstube des Paulus von Tarsus, wo nachgestellt ist, wie er seine Briefe in die verschiedenen Gemeinden schrieb. Hier dürfen auch die Kinder eine Karte schreiben, als Erinnerung für sich selber oder als Gruss, z. B. an die Grosseltern.
Neues Leben für alte Ausstellung
Die Bibelausstellung wurde vor mehr als 20 Jahren vom Katholischen Bibelwerk aufgebaut und damals in vielen Kirchgemeinden gezeigt. In die Jahre gekommen, lagerte sie einige Zeit beim Bibelwerk und landete schlussendlich bei Gemeindeleiter Bernhard Koch von der Pfarrei St. Theodul in Littau--Luzern. Er wollte sie zu neuem Leben erwecken und bat die junge Theologin Romina Monferrini, die Projektleitung zu übernehmen. Sie hat farbige Banner für Kinder und Erwachsene gestaltet, in denen in kurzen Texten biblische Themen aufgearbeitet sind. Über QR-Codes können weitere Informationen abgerufen werden. Die Ausstellung soll sich noch weiter entwickeln: Angedacht sind z. B. Bildschirme, auf denen die Texte in Gebärdensprache vermittelt werden, oder ein Teil, der bewusst die Frauen in der Bibel thematisiert.
Mike Qerkini gehört zum erweiterten Team der Bibelausstellung und packte die Gelegenheit, diese in seiner Pfarrei zu zeigen. «Fünfzehn Freiwil-lige aus der Pfarrei haben mitgeholfen, dass die Ausstellung ein voller Erfolg wurde», sagt er stolz. Zum Abschluss der Ausstellung gab es ein Pfarreifest mit Gottesdienst, Grill und Segen für die kommende Ferienzeit.