Lichterfeste ohne Ende

Bericht aus Indien

Lichterfeste ohne Ende

In Mumbai beginnt ab September die Zeit der Festivals. Das Ganesh-Festival setzt den Auftakt, gefolgt von Dussehra und Diwali, dem Hindu-Festival der Lichter.

Es sagt: Licht triumphiert über die Dunkelheit, das Gute siegt über das Böse. Kurz darauf folgt die Weihnachtszeit mit ihren Lichtern, dem weihnachtlichen Dekor und der Botschaft von der Geburt des Gottessohnes. Für beide Feste werden viele Häuser und ganze Strassen mit bunten Lichterketten geschmückt, die dann abends die Umgebung in einem warmen und festlichen Glanz erstrahlen lassen. Das eine Fest geht in das andere über und die Feste werden von vielen Andersgläubigen mitgefeiert.

Weihnachtskonzerte nehmen in der Adventszeit eine besondere Stellung ein. Sie gehören hier zur festlichen Vorbereitung dazu. Mumbai hat hier mit seinen zahlreichen Chören etliches zu bieten. Das Besondere: den Chören gehören immer Menschen aus den verschiedenen Religionen an. Gemeinsam singen sie in der Adventszeit Weihnachtslieder, manche davon, wie der bekannte Paranjothi Choir, sogar in Hindi und anderen Sprachen, um damit mehr Menschen zu erreichen.

Die Leiterin dieses Chores sagte in einem Interview 2016: «Wir lieben es, in der Weihnachtszeit in Kirchen aufzutreten. Eine Aufführung dort hat so viel mehr zu bieten als in einem Konzertsaal. An Weihnachten geht es nicht nur um Lametta und Kuchen. Es geht um die Geburt Jesu. Einige der von uns gesungenen Lieder, darunter Stille Nacht, bleiben für immer im Gedächtnis haften.»

«Stop Gaps» ist ein weiterer bekannter Chor, der im letzten Jahr sein 50-jähriges Bestehen mit einem speziellen Weihnachtskonzert gefeiert hat. Die Mitglieder gehören unterschiedlichen Generationen und Religionen an. Am Jubiläumskonzert waren zudem verschiedene Chöre beteiligt, wie der Chor einer Blindenschule, ein Chor aus Manipur, dem Norden Indiens, und Chöre aus unterschiedlichen Pfarreien Mumbais, die alle für ihre hohen Standards bekannt sind. Der Höhepunkt der Veranstaltung war das letzte Lied, das von allen Chören zusammen im Foyer des Konzertsaals gesungen wurde und alle – Christen und Nicht-Christen – dazu einlud, mitzusingen.

Einer meiner liebsten Chöre ist der «Gleehive». Es handelt sich hier um einen Kinderchor, der von einer herausragenden Musikerfamilie geleitet wird und schon seit 40 Jahren besteht. Kinder und Jugendliche bekommen hier eine professionelle Musikausbildung und werden mit ihren erstaunlichen Talenten gefördert. Vor einigen Jahren fand mit über hundert Kindern ein Konzert in der St. Peters Kirche in Mumbai statt, das unvergesslich bleibt. Ich war mit einer sehr guten Freundin dabei, die ihren Glauben als Hindu praktiziert. Am Ende sang der gesamte Chor das Lied «Prayer for India» in Bengali. Das Lied wurde speziell für die Weihnachtszeit von einem Franziskanerpater komponiert. Der Text stammt vom indischen Philosophen und Dichter Rabindranath Tagore.

Meine Freundin und wir alle waren ganz begeistert von diesem Konzert. Wir spürten, wie Musik über Barrieren hinausreicht und verbindet. Gemeinsam haben wir einen Moment des Feierns und der gemeinsamen Freude erlebt. Feste sind Gelegenheiten, die uns zusammenbringen und die Vorfreude auf eine friedliche und freundschaftliche Welt verkünden. Möge auch in diesem Jahr die Weihnachtsmusik in unserer Stadt zum Frieden und zur Geschwisterlichkeit beitragen.

Text: Jutta Beyer