Auf der Suche nach Weisheit

Zusammen unterwegs? – Synodalität (Beitrag 5/6)

Auf der Suche nach Weisheit

Eine Gemeinschaft authentischer Menschen, die Raum schafft für die gemeinsame Suche nach Weisheit: eine solche Kirche hat Zukunft, denken die vier jungen Menschen, die ich zum Thema «Synodalität» befragt habe. 

Die vier Studierenden (Medizin, Musik, Betriebsökonomie), alle in ihren Pfarreien engagiert, formulieren sorgfältig, hören einander aufmerksam zu und drücken aus, was ihnen zutiefst wichtig ist und worunter sie leiden in ihrer Kirche.

Die Gemeinschaft ist für Mia (23) etwas Einmaliges: «Man ist sich gut gesinnt, sucht nicht nach Abgrenzung. Was verbindet, ist sehr tief.» Dass Generationen und verschiedenste Menschen zusammenfinden, findet Teresa (26) besonders wertvoll. Tobias (25) ist ein «Fan der Hochfeste». Sie gefallen ihm am besten, wenn «nicht nur der Pfarrer zu Wort kommt, sondern auch Schulklassen, Musik, die ganze Pfarreigemeinschaft». Mia sieht in diesen Festen auch «einen Appell an den Lebenszyklus, wenn daran erinnert wird, was hinter den Traditionen steht: Die Geburt von Jesus als Symbol für das, was im eigenen Glauben, in uns selber keimt und hervorkommen will.» Manuel (24) kann in der kirchlichen Gemeinschaft «das Leben aus einem anderen Blickwinkel anschauen und auch die grossen Fragen stellen: Sinn, Werte, sich selber sein, anderen Raum geben.»

Positive Erfahrungen haben die jungen Leute in ihrer Pfarrei, am Weltjugendtag oder in kirchlichen Jugendgruppen gemacht. Die «Kirche als Ganzes» jedoch bleibe stehen, meint Teresa. «Frauenfrage, Zölibat, gleichgeschlechtliche Liebe, da wäre Vieles längst fällig, aber man kämpft gegen Windmühlen.» Auch Tobias wünscht sich, dass die Kirche sich weiterentwickelt und ihre oft unverständliche Sprache den jungen Menschen und ihrer Lebensrealität anpasst. Für Mia ist die «Struktur der Kirche, die Institution» oft wie ein Staat, anfällig für Korruption, «fast wie eine Mafia». 

Das ist für die jungen Leute eine Zerreissprobe. Sie kennen auch den Gedanken, auszutreten. Teresa löst es so: «Das eine ist mein Glaube, das andere die Kirche. Wenn ich es zwingend verbinde, kann ich nicht dahinterstehen, weil es zu viele Widersprüche hat.» Manuel: «Solange die Strukturen der Kirche als gottgewollt, heilig und unantastbar dargestellt werden, so lange kämpfen wir gegen Windmühlen. Aber sie müssten ja gar nicht perfekt sein, sondern diskutierbar. Dann könnten sie sich auch verändern.» Bei Mia geht «alles innerlich zu», wenn etwas begründet wird mit «weil es in der Bibel steht, oder weil es eine Glaubenswahrheit oder Tradition ist». «Ich folge nicht dem, was in der Bibel steht, sondern dem, was hinter der Bibel steht», sagt sie. Hier finden alle vier jungen Leute eine gemeinsame «tiefe Lebensweisheit, die nicht in Worte zu fassen, aber im Hier und Jetzt erlebbar ist», wie Manuel sagt. «Diese ist weltoffen und inklusiv, man schliesst niemanden aus.» Viele junge Menschen in ihrem Bekanntenkreis seien auf der Suche nach Weisheit. Kirche, die Räume öffnet für die Suche nach Weisheit – das fasziniert. 

Text: Beatrix Ledergerber