Vatikan zieht Grenzen

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Vatikan zieht Grenzen

Der Streit über Reformen in der katholischen Kirche in Deutschland hat sich durch einen Brief aus Rom zugespitzt. Der Vatikan will die Einrichtung eines Synodalen Rates verbieten. Die wichtigsten Fakten.

Was ist der Synodale Rat?

Der künftige Rat soll sich als neues bundesweites Beratungs- und Leitungsorgan mit «wesentlichen Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft» befassen. Er soll an die Stelle der Versammlungen des Synodalen Wegs zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland treten. In ihm sollen Bischöfe, Priester und Laien gemeinsam über kirchliche Grundsatzfragen und über den Einsatz finanzieller Mittel entscheiden. Spätestens zum März 2026 soll dann der Synodale Rat starten.

Warum ist Rom gegen diesen Rat?

Der Vatikan sorgt sich um die Machtbefugnisse der Bischöfe, insofern mit dem Synodalen Rat eine neue, faktisch übergeordnete bundesweite Leitungsstruktur der katholischen Kirche in Deutschland etabliert würde. Weder der Synodale Weg noch ein von ihm eingesetztes Organ noch eine nationale Bischofskonferenz sei befugt, ein Gremium einzurichten, das die Autorität der Bischöfe beschneide.

Wer ist Absender des Vatikanbriefes?

Unterzeichnet ist der Brief von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, zweiter Mann im Vatikan, so-wie den Kurienkardinälen Luis Ladaria, Chef der Glaubensbehörde, und Marc Ouellet, Chef der Bischofskongregation. In dem Brief heisst es, Papst Franziskus habe ihn «in forma specifica» approbiert – das heisst: Der Text hat Rechtsverbindlichkeit.

Warum hat der Vatikan dieses Schreiben verfasst?

Die Erzbischöfe und Bischöfe von Köln (Woelki), Eichstätt (Hanke), Augsburg (Meier), Passau (Oster) und Regensburg (Voderholzer) hatten sich laut Brief im Dezember mit der Frage an Rom gewandt, ob sie an einem «Synodalen Ausschuss» teilnehmen müssten und ob sie teilnehmen dürften. Darauf antwortet der Vatikan nun mit dem Schreiben an alle Bischöfe. Der Zeitpunkt scheint bewusst gesetzt: Vom 9. bis 11. März findet die fünfte und letzte Vollversammlung des Synodalen Wegs statt. Das in seiner Form einzigartige Reformprojekt wurde von Anfang an vom Vatikan, aber auch von anderen Bischofskonferenzen, kritisiert.

Wie geht es nun mit dem Synodalen Weg weiter?

Die Spitzen des Synodalen Wegs sehen sich nach eigenem Bekunden durch Rom nicht ausgebremst. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, und die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Stetter-Karp, kündigten an, weiter an den Arbeiten zu einem Synodalen Ausschuss und Rat festhalten zu wollen. Man bewege sich innerhalb des Kirchenrechts. Laut Bätzing hat «ein grosser Teil» der deutschen Diözesanbischöfe bekundet, weiter hinter dem Projekt zu stehen. Der Bonner Kirchenrechtler Norbert Lüdecke indes sieht in dem Brief aus Rom «das wenig überraschende Aus» für die geplanten Gremien. Ob die Deutschen es auf einen Showdown mit Rom ankommen lassen, könnte sich bei der abschliessenden Versammlung des Synodalen Wegs im März in Frankfurt 
zeigen.

Text: Karin Wollschläger, kna/kath.ch